Wertvolles Kulturgut Design

Die Trendforscherin und ­Designerin Joan Billing betreibt zusammen mit dem Architekten Samuel Eberli Grundlagenforschung zur Schweizer ­Designgeschichte. Ihre Publi­kationsreihe «Protagonisten der Schweizer Wohnkultur» wird kommenden ­Monat um einen Band erweitert: Das neueste Buch befasst sich mit dem Werk von Trix und Robert Haussmann (siehe auch S. 40). Wir haben uns mit den beiden über ihren Forschungsalltag und die Inhalte der Publikation unterhalten.
Ihr befasst euch intensiv mit der Schweizer Wohnkultur aus der Nachkriegszeit bis zu den 80er-Jahren. Was treibt euch an?
Wir sind überzeugt, dass Schweizer Design ein wertvolles Kulturgut ist. Designobjekte sind Zeugnisse einer historisch definierten Alltagskultur. Sie ermöglichen, Fragen zu materiellen Eigenschaften und technischen Entwicklungen zu beantworten, und zeigen Lösungswege im jeweiligen sozialen und politischen Kontext auf. Wir wollen dieses Wissen sichern und an die nächste Generation weitergeben. Die Erkenntnisse aus der Vergangenheit sind nicht nur wichtig, um die Gegenwart besser zu verstehen – das Vermächtnis liefert auch den Schlüssel für zukunftsorientierte Methoden und Themen, die neue Impulse für Gestalter und Produzenten geben. 

Eure Publikationen drehen sich um die Werke von Schweizer Designpionieren. Wie wählt ihr eure Protagonisten aus?
Vor bald zehn Jahren waren wir an zerlegbaren, stapelbaren und leicht transportierbaren Holzmöbeln interessiert. Dies hat uns zu Jacob Müller geführt und später zu Alfred Altherr junior – ebenfalls ein Protagonist, dessen Werk wir aufgearbeitet haben. Beim Recherchieren entdecken wir immer neue, oft in Vergessenheit geratene, Schweizer Designer, zu deren Arbeiten die primären Informationsquellen am Versiegen sind. Mittlerweile haben wir eine ganze Liste von Protagonisten, deren Werke wir aufarbeiten möchten. 

Wie lange dauert die Recherchephase, bis ihr die Inhalte für ein Buch beisammen habt?
Mindestens zwei bis fünf Jahre. Unsere Arbeit ist wie ein riesiges Bild, das aus ­Hunderten Puzzleteilen besteht, welche zusammengetragen werden müssen. Die Einzelteile des Puzzles – bestehend aus Dokumenten, Skizzen, Prototypen, Fotos, Texten, Pros­pekten etc. –  finden wir in Archiven von Museen, in Nachlässen, bei Produzenten, bei Wegbegleitern der Designer, an Flohmärkten, in Brockenhäusern oder Antiquariaten. Das alles braucht Zeit. Mittlerweile recherchieren wir parallel zu mehreren ­Pro­tagonisten. 

Das ganze Interview lesen Sie in der Oktoberausgabe der Wohnrevue. Hier bestellen.

Wort
Benjamin Moser

Bild
Alex Spichale

Infos
«Trix und Robert Haussmann – Protagonisten der Schweizer Wohnkultur» heisst die neueste Publikation von Design+Design. Sie erscheint im Scheidegger-&-Spiess-Verlag. Im Rahmen der Lancierung finden mehrere Veranstaltungen statt. Pop-up-Ausstellung – Haussmann:  8. November bis 11. Dezember, Löwenbräukunst-Areal, Limmatstrasse 270, 8005 Zürich Neue Räume: 14. bis 17. November, ABB-Eventhalle, 8050 Zürich

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