Natur umarmt Moderne

Ein pionierhaftes Wohnhaus aus den 80er-Jahren wurde zum zweiten Mal renoviert. Damit ist der Dialog zwischen Architektur und Natur noch intensiver geworden; durch die grosszügige Verglasung scheinen Baumwipfel und Himmel förmlich zum Greifen nah.
«Es kommt schon mal vor, dass wir beim Frühstücken ein Reh im Garten sehen», sagt René Hauser. Er hat vor fast 40 Jahren diese Parzelle erstanden, ein Stück Land etwas erhöht über dem Dorf Unterlunkhofen im Reusstal, in einem typisch schweizerischen Einfamilienhausquartier, das sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Hausers Gebäude ist nicht nur speziell bezüglich seiner Lage – es ist eingebettet zwischen einem kleinen Waldstück, einer Wiese und einem Bach –, es fällt auch gestalterisch völlig aus der Reihe, selbst heute noch. Der nach allen Seiten offene Glas-Stahl-Würfel mit pyramidenartigem Blechdach scheint äusserst zeitgemäss, für die Entstehungszeit 1983 war der Bau geradezu ein Vorreiter in Sachen industrielle Bauweise und offenes Loftwohnen. Hauser, der lange Zeit im Verlegergeschäft tätig war, staunt selbst, dass er nach so vielen Jahren immer noch im gleichen Haus wohnt. «Ich brauche ständig Veränderung und war immer wieder auf der Suche nach tollen Wohnobjekten. Schliesslich musste ich aber einsehen, dass das Ensemble von Gebäude und Umgebung hier einzigartig und einfach nicht zu toppen ist», betont René Hauser.

«Berg, Baum und Dach»
Nach dem Kauf der Parzelle lud er drei Architekten ein, Projekte vorzuschlagen. Mit keinem wurde er warm. «Ich bin kein Nullachtfünfzehn-Typ und mag das Besondere», sagt der Hausbesitzer, der seit Jahren sein eigenes Innenarchitekturbüro, «Die Denk Fabrik», führt. «Innenarchitektur war schon immer mein Hobby», betont der Bauherr, den auch die Architektur fasziniert. Als junger Landbesitzer traute er sich nach langem Hin und Her schliesslich, einen Architekten zu kontaktieren, dessen Gebäude er bewunderte: Pierre Zoelly (1923–2003). Der Schweizer wirkte sowohl hierzulande als auch in den USA, war Professor für Städtebau an der Ohio State University, unterrichtete an der ETH und anderen Universitäten. Zu den bekanntesten Werken des Architekten gehört der Umbau der Mühle Tiefenbrunnen in Zürich, eine der ersten grossen Umnutzungen eines alten Industrieareals. Auch die Reihenhäuser an der Schanzengasse in Zürich gehören zu seinem Portfolio, und genau diese hatten es René Hauser angetan. Zu seinem Erstaunen willigte der höchst gefragte Architekt ein, den potenziellen Bauherrn auf seinem Landstück zu besuchen.
«Es regnete, Zoelly hockte sich im Regenmantel auf die Wiese, und wir begannen zu philosophieren», erinnert sich Hauser. Auch der Architekt sei fasziniert gewesen von der aussergewöhnlichen Lage in der Natur. Denn diese war für sein Schaffen prägend gewesen. Angesprochen auf seine typischen pyramidenartigen Dachkonstruktionen, sagte Zoelly einst: «Ich wuchs unter einem weit ausladenden Chaletdach auf. Aus dem kleinen, quadratischen Fensterlein meiner Dachkammer sah ich den Mont Blanc. Im Garten stand die 100-jährige Zeder, auf die ich kletterte. Diese drei Dinge, Berg, Baum und Dach, sind meine Archetypen geworden.»

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Architektur
Cavigelli & Associates AG, Zürich & Domat/Ems
cavigelli.com

Die Denk Fabrik
René Hauser nennt sich Innenarchitekt aus Leidenschaft und ist Inhaber der Firma «Die Denk Fabrik» in Baden-Dättwil. Der Fokus des Planungsangebots für Neu- und Umbauten liegt in den Bereichen Küche und Bad, doch auch Gesamtinterieurs gehören zum Dienstleistungsbereich. Das Unternehmen begleitet Projekte durch alle notwendigen Prozesse und baurechtlichen Schritte.
diedenkfabrik-ag.ch 

Wort
Katrin Ambühl

Bild
Bruno Helbling

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