Die beiden Architekten Julia Staubach und Max Putzmann vom Architektenkollektiv
Studio O haben eine Altbauwohnung in Chur behutsam renoviert. Herzstück und Highlight zugleich ist eine auf Mass gefertigte Küche – eine unkonventionelle, handwerklich hochwertig ausgeführte Lösung.
Chur ist immer wieder für eine Überraschung gut. Wer mit dem Auto in die Bündner Hauptstadt fährt, könnte fälschlicherweise denken, die Kantonshauptstadt trumpfe nur mit grossflächigen Neubauten auf. Diese prägen nur das eine Stadtbild. Bereits vor zwei Jahren widmeten wir der Alpenstadt einen Magazin-Fokus (siehe Wohnrevue 02—19) und entdeckten einzigartige Galerien (siehe die zündende Idee, S. 36), spannende Geschäfte und interessante Kreativschaffende. Nicht auf dem Radar hatten wir damals das Architekturkollektiv Studio O. Letzteres wurde 2017 von den Architekten Philipp Imboden, Adriana D’Inca, Max Putzmann und Julia Staubach gegründet. Je nach Auftrag arbeitet das Kollektiv zu viert oder zu zweit an Projekten, die sowohl Privathäuser, Umbauten oder auch öffentliche Bauten umfassen.
Aus zwei mach eins
Unlängst beendeten Max Putzmann und Julia Staubach eine Renovation einer Altbauwohnung in der Nähe des Regierungsplatzes. «Ursprünglich waren es zwei Wohnungen, die die Eigentümer zu einem grossen Apartment zusammenfügen wollten», erklärt Julia Staubach und ergänzt: «Beim Ausloten der Bauherrenwünsche wurde schnell klar, dass das Herzstück der Wohnung eine massgeschneiderte Küche sein sollte mit angrenzendem, stilvollem Essraum.» Die Grundrisse der beiden Wohnungen liessen eine relativ einfache Zusammenführung der Wohnflächen zu, und die Architekten versuchten, wo immer möglich, die alte Bausubstanz zu erhalten. «Die alten Böden konnten wir grösstenteils retten, nur in der Küche mussten wir einen neuen Holzboden einziehen», sagt Staubach. Auf der Suche nach einer passenden Küche merkten die Architekten, dass für die Bauherrschaft keine Standardlösung infrage kam.
Die Küchenmöbel sollten leicht wirken und Durchblicke erlauben. «Wir wollten eine filigrane Struktur, in der die Küchenzeile und die Kochinsel eingestellt sind», erklärt Staubach und ergänzt: «Bei der Suche nach passenden Projektpartnern haben wir sofort an Serge Borgmann gedacht.» Der Churer Möbelmacher ist bekannt für seine auf Steckverbindungen aufbauenden Regalsysteme. Die Steinarbeiten wiederum wurden von der Düsseldorfer Steinbildhauerin Anna Staudt gefertigt, die auch in der Galerie Okro eine Küche aus massivem Naturstein fertiggestellt hatte. «Den Eigentümern gefiel sowohl die Haptik als auch die Optik von geschliffenem (nicht poliertem) weissen Marmor in Kombination mit geölter Eiche, also begannen wir, die Küche mit diesen Materialien zu planen», sagt Staubach.
In enger Zusammenarbeit mit Borgmann, Staudt und der Bauherrschaft entstand so ein filigranes Küchensystem, das trotz seiner Dimensionen den Charme des Altbaus unterstreicht. Zu den natürlichen Farben des weissen Marmors und der geölten Eiche kombinierten die Architekten ein gedämpftes Taubenblau, das sich perfekt in die Raumatmosphäre eingliedert. Im angrenzenden Wohn- und Essraum befindet sich ein schlichter Tisch mit Stühlen von Horgenglarus, an dem sich perfekt dinieren lässt. «Die restlichen Räume haben wir nur sanft renoviert», erklärt Staubach. Die Wände und Decken wurden neu gestrichen und die Parkettböden abgeschliffen. Einzig in den Einbauschränken wählten die Architekten einen warmen Rotton, der einen Kontrast zum Taubenblau der Küche bildet und farblich zu den Möbeln und Deko-Elementen im Essraum abgestimmt ist. In dieser Churer Bleibe sitzt wirklich alles bis ins kleinste Detail. Wir hoffen, bald über neue Projekte des kreativen Kollektivs berichten zu können.
studioo.ch