Vom Text zum Teppich

Wort: Bernadette Bissig / Bild: Maya & Daniele
Künstliche Intelligenz hält auch im textilen Entwerfen Einzug. Studierende der Fachrichtung Textildesign an der HSLU in Luzern haben in Zusammenarbeit mit dem Langenthaler Textilunternehmen Lantal ein Teppichprojekt umgesetzt, das mit deren firmeneigener
Deep-Dye-Technologie produziert wurde. Entstanden sind überraschende Dessins und unerwartete Farbkombinationen.

Vom Text zum Teppich mittels künstlicher Intelligenz – eine ganz neue Ausgangslage für die Studierenden der Abteilung Textildesign an der HSLU Luzern. «Give me flowing lines which are thick at some parts and become thin at other parts», so lautete etwa eine Texteingabe, ein sogenannter Prompt, mit dem die Textilstudierenden die KI fütterten, um einen digitalen Entwurf zu erarbeiten. In Zusammenarbeit mit dem Langenthaler Textilunternehmen Lantal, das sich auf die Entwicklung und Produktion von Textilien für den Transportbereich – insbesondere für die Luftfahrt – spezialisiert hat, realisierten die angehenden Gestalterinnen in Dreiergruppen, ausgehend von diesen Prompts, einen Teppich von je 2 × 2 Meter.
Die auf künstlicher Intelligenz basierenden Entwürfe wurden am Ende des Projektes mit der sogenannten Deep-Dye-Technologie des Unternehmens in Teppiche übersetzt. Diese Technologie erlaubt es, komplexe und bunte Designs innerhalb kürzester Zeit zu realisieren. Unter Berücksichtigung der sicherheitstechnischen Aspekte setzt Lantal damit in wenigen Tagen kundenspezifische Lösungen um.

Vom Keyword zum Entwurf
Für das Projekt der 18 Textildesignstudierenden spielten die Sicherheitsstandards natürlich keine Rolle, die schnelle Produzierbarkeit und der Realitätsbezug hingegen schon. «Es ist mir ein Anliegen, den Studierenden einen Einblick in den realen Arbeitsalltag von Textildesignschaffenden zu ermöglichen», erklärt die Dozentin Marion Becella ihren Ansatz. Entsprechend sind Projekte in Zusammenarbeit mit Unternehmen fester Bestandteil der Ausbildung. So stand als Abschluss des Moduls auch eine Exkursion zu Lantal in Melchnau auf dem Programm. Und exakt in diesem kurzen Zeitfenster des Besuches war die Produktion der Teppiche eingeplant. An der Deadline der Abgabe war demzufolge nichts zu rütteln. Genauso wie im echten Arbeitsalltag.
Doch zurück zum Start. Die Studierenden erhielten von ihrer Dozentin eine klar gesteckte Aufgabe, um möglichst nah an der Arbeitsrealität zu sein. In Dreier-Teams hatten sie mithilfe von KI in maximal vier Tagen einen Entwurf zu realisieren. «In der Praxis arbeitet man oft in Teams oder bearbeitet die Entwürfe von Kolleginnen weiter», so Becella. Erlaubt waren fünf Bilder pro Mitglied, insgesamt 15 Bilder pro Team. Zum Einsatz kam dabei das frei zugängliche Tool Dall-E free. «Ich habe dieses Programm ausgewählt, da es im Gegensatz zu anderen keine hyperrealistischen Bilder generiert», erläutert Becella die Wahl. Was für den Entwurf von Textilien geeignet sei.

Aus einem Pool von Keywords erhielt jedes Team ein Schlüsselwort zugelost wie etwa fluid, geometric oder celestial, das von allen in den Prompts eingesetzt werden musste. Diese konnten im Nachgang nachgebessert und verfeinert werden. Die Entwürfe durften farblich verändert oder gespiegelt werden. Die finalen Entwürfe hatten die jungen Gestalterinnen im Team zu bestimmen. Dabei war es möglich, die Fläche von zwei Quadratmetern für ein Dessin oder für Varianten zu nutzen.


 

 

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