Ich erinnere mich noch gut, als ich Marc Gerber im November 2017 kennen lernte. Es war in Zürich an der Designmesse Blickfang. Damals wurden die Gewinner des ersten «Interio Design Contest» ausgezeichnet. Mit seinem Tischentwurf «Keanu» (Seite 39) hatte er nicht nur die Jury, sondern auch das Publikum begeistert und somit gleich zwei Preisgelder abgesahnt: 2 × 5000 Franken. Ein stolzes Sümmchen für einen Studenten im 2. Semester. Damals fragte ich ihn, was er vorhabe damit. In seiner Mail vom Dezember griff er den Faden wieder auf: «Ich sagte dir damals, dass ich mir ein neues MacBook kaufen werde, weil mein altes noch von 2011 sei. Und ich in ein Auslandspraktikum investieren möchte. Mit meinem neuen Laptop bin ich super happy, und das mit dem Auslandspraktikum hat auch geklappt: Ich habe mein Designstudium in Basel für ein Jahr pausiert und lebe seit September in Berlin. Hier arbeite ich im neuen Studio von Konstantin Grcic.»
Donnerwetter, bei Marc läufts! Nicht nur, dass sein erstes Möbel – der besagte Tischentwurf «Keanu» – in Serie gegangen und seit Dezember bei Interio erhältlich ist. Auch sein Praktikum scheint ein Volltreffer zu sein. Ich rief ihn an, um Genaueres zu erfahren. Während unseres kurzweiligen 1-Stunden-Gesprächs kam er aus dem Schwärmen kaum heraus. Geradezu euphorisiert berichtet er von den Projekten, an denen er arbeitet. Aber auch von Grcic selbst, der im letzten Jahr sein Studio von München nach Berlin verlegte – nur wenige Monate bevor Marc seine Reise gen Deutschland antrat.
Was nach seinem Praktikum folgen wird? Dazu der Jungdesigner: «Im September gehts mit dem 5. Semester und meinem Bachelor weiter. Danach werde ich vermutlich meinen Master machen.» Für einen kurzen Moment hält er inne, atmet tief und erklärt dann weiter: «Momentan würde ich aber am liebsten gar nicht mehr zur Schule gehen und direkt mit dem Arbeiten loslegen. Hier in Berlin merke ich einfach, wie viel Spass es macht, mit echten Firmen echte Projekte zu erarbeiten. Für meine Bachelorarbeit – vermutlich ein Möbelentwurf – werde ich mir deshalb auf jeden Fall eine Schweizer Firma suchen, die bereit ist, mit mir zusammenzuarbeiten.»
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Wort
Susanne Lieber
Porträt
Timo Weil
Seine Mail trudelte im Dezember ein, 21.15 Uhr: «Liebe Susanne …», fing er an. Wenn mir junge Designer schreiben, um von ihren aktuellen Projekten zu berichten – häufig erst spät am Abend, was von ihrem Engagement zeugt! –, freue ich mich immer sehr. Manchmal aber ganz besonders. Wie in diesem Fall.