Bis ein Produkt bei uns im Regal steht, das Futter im Eimer einer Kuh landet, oder Backsteine in der Fassade verbaut werden, gibt es viele Stationen. Material wird beschafft, weiterverarbeitet und zu einem Produkt prozessiert. Dabei fällt Abfall an, der verbrannt, deponiert oder exportiert wird. Die aktuelle Sonderausstellung «Blut und Staub» im Gewerbemuseum Winterthur zeigt das Potenzial dieser Überbleibsel auf.
Nicht erst mit dem Bewusstsein für unsere Umwelt und deren endliche Ressourcen wurden Reststoffe der Industrie verwertet. Anfang des 20. Jahrhunderts ersetzte etwa der Kunststoff «Bois Durci» Holz und Gusseisen. Dieses Material, hergestellt aus Rinderblut und Staub – Abfällen der Fleisch- und Schreinerindustrie – war eine kostengünstige Alternative. Allerdings wurde es in den 1920er-Jahren von industriellen Kunststoffen verdrängt. Neben frühen Beispielen wie diesem werden aktuelle Projekte aus der Materialentwicklung und dem Produktdesign in der Ausstellung zum Thema. Die gezeigten Exemplare veranschaulichen, wie unerwartete Reststoffe, so etwa der Kuhmagen oder gewöhnlicher Bauschutt, Grundzutat wertvoller Materialien und Produkte werden können. Damit wirft die Schau auch übergeordnete Fragen nach der Akzeptanz und dem Status Quo dieser beachtlichen Reste und unserer materiellen Realität auf.
Die Ausstellung läuft bis zum 1. September 2024. Begleitend bietet das Museum Führungen, Workshops und Talks der Künstlerinnen an.
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