Natürlich gewachsen

Ausserhalb des flämischen Dörfchens Eksaarde hat sich der belgische Designer Sven Bullaert ein naturverbundenes Refugium geschaffen. Seit über zehn Jahren gestalten sie das langgieblige Bauernhaus mit traditionellem Reetdach kontinuierlich um. Fliessende Räume, natürliche Materialien und die Suche nach dem Einklang mit der Natur sind dabei prägend.

Bild: Luc Roymans

Am Anfang stand der Traum eines Lebens inmitten der Natur. «Ich habe mich nach einem Ort gesehnt, wo ich nach Hause kommen und meine Batterien aufladen kann», erinnert sich Sven Bullaert. Zu Beginn bewohnte er mit seiner Familie nur einen kleinen Teil des ehemaligen Bauernhofs, denn zuerst wollte er das Raumgefüge des Gehöfts sowie die lokalen Wetterverhältnisse verstehen. Erst dann wurde entschieden, wie das Gebäude umgedeutet und den Wünschen der Bewohnenden angepasst werden sollte. Heute verkörpert der Hof im belgischen Dörfchen Eksaarde die Philosophie von Bullaert: «Spiritualität, Nachhaltigkeit und das einfache Leben sind von zentraler Bedeutung für mich», hält der Gestalter fest.

Bild: Luc Roymans

Mit eigenen Händen
Die Volumen der Räume wurden in ihrer ursprünglichen Form belassen und lediglich durch stabilisierende Stahlträger sowie Fenster im First ergänzt. Zudem wurde die Gebäudestruktur mit Durchbrüchen aufgelockert, um vielseitige Blickachsen zu schaffen. Den markantesten Eingriff nahm die Familie dabei gleich selbst vor: Sie verputzten die alte Gebäudestruktur aus Holz, Weidenzweigen und Hanf im Innern eigenhändig mit Lehm sowie Kalk und gestalteten die Wände zu skulpturalen, organischen Gebilden aus.
Im gesamten Haus finden sich kaum rechte Winkel, was für eine angenehme Akustik sorgt. Zudem regulieren die natürlichen Materialien Wärme und Feuchtigkeit, sodass das Haus im wahrsten Sinn des Wortes atmet.
In Kombination mit dem gepflasterten Steinboden sorgt der Verputz für eine asketische Einheit im ehemaligen Bauernhof. Zentrales Anliegen in der Umnutzung waren die fliessenden Übergänge zwischen den Räumen, die lediglich durch Vorhänge getrennt werden. Nur beim Eingang und bei der Toilette sind Türen zu finden. «Wir streben nach Einheit, Zusammenhalt und Gemeinschaft im Haus», erklärt Bullaert den Entscheid.

Bild: Luc Roymans

Zu Hause im Prozess
Mittlerweile findet das Leben hauptsächlich im ehemaligen Stall des Gehöfts statt, wo ein Wohnzimmer mit frei hängendem Kamin und flauschigem Teppich im Stil der 1970er-Jahre eingerichtet wurde. Nebst einer Sitzgruppe mit ikonischen Togo-Sofas sowie diversen Entwürfen aus der Feder der Eames setzt sich die Einrichtung vorwiegend aus Eigenentwürfen von Bullaert sowie massgefertigten Möbelstücken zusammen. Kunstwerke und Trouvaillen von Reisen um die ganze Welt komplementieren die Ausstattung und schaffen eine behaglich puristische Stimmung. Auch heute noch sind die Arbeiten am Haus nicht abgeschlossen: «Dazu nehmen wir uns bewusst die Zeit, alles hat sein natürliches Wachstum», sagt der Designer. Und so wird sich das naturverbundene Leben in Eksaarde wohl noch so einige Zeit weiter entfalten.

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