Wohnen am Berg

Bei Reichenau, wo Vorder- und Hinterrhein aufeinander treffen, liegt hoch am Hang das beschauliche Bergdorf Tamins. An einem Hügel, leicht abseits, liegt ein charmantes Gebäude. Hier lebt seit Kurzem die Familie Schranz.

Bild: Elisa Florian

Eine schmale Treppe führt hinauf vor den skulpturalen Bau mit modernistischen Zügen. Doch ein Trichterfenster und die massive Bauweise fallen auf.

1974 hat Rudolf Olgiati dieses Wohnhaus für das Ehepaar Schorta entworfen. Nach zwei Jahren stand der Bau bereit zum Einzug. Bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr lebte der Hausherr in Tamins.
Das Haus zeigt wichtige Merkmale von Rudolf Olgiatis Baustil. Anders als sein Sohn Valerio baute er hauptsächlich im Bündnerland und suchte nach der Synthese von lokaler Tradition und Architektur. In unverkennbarer Manier schuf er Bauwerke, die scheinbar gegensätzliche Elemente zur Symbiose bringen.

Bild: Elisa Florian

Drei Glücksfälle

Vor rund einem Jahr hat Michel Schranz, Architekt mit eigenem Büro, in Tamins eine Garage in Holzbauweise umgesetzt. Durch den Auftrag wurde er aufmerksam auf das benachbarte Gebäude: das Haus Schorta. Ein Glücksfall, denn seine Frau Anneka, Innenarchitektin bei Okro, und er suchten mit Tochter Malin und Sohn Emil seit ihrem Umzug von London nach Chur nach dem passenden Zuhause. Ein zweites Mal hatten sie Glück: In einem Bieteverfahren erhielten sie den Zuschlag. Unverzüglich machte sich das Ehepaar an die Planung. In London hat Michel als Architekt häufig im Bestand gearbeitet und konnte den Zustand der Substanz und die anfallenden Arbeiten gut einschätzen. Ein drittes Mal zeigte sich das Glück: Der Vorbesitzer hatte noch bis kurz vor seinem Tod in die Renovation der Gebäudehülle investiert.

Mit eigenen Händen

Mit befreundeten Architekten tauschten sich Michel und Anneka zum geplanten Umbau aus. Letztlich handelten sie aus dem Bauch heraus, frischten die Innenräume möglichst originalgetreu auf und machten sich den Bau mit gezielten Eingriffen zu eigen. Zwei Wände wurden entfernt, die Terracottaplatten in der Küche ausgebaut, eingelagert und durch blutroten Linol ersetzt. Wo immer sinnvoll, erledigte die Familie die Arbeiten eigenhändig. «Dadurch haben wir ein Gefühl für das Haus entwickelt. Wir waren im Dialog mit Olgiati», erinnert sich Michel.

Bild: Elisa Florian

Den ganzen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 11-22 der Wohnrevue.

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