Swissness im Libanon

An der Westflanke des Libanongebirges, inmitten eines alten Pinienwaldes, erbauten MET Architects aus Basel ein Wochenendhaus samt separatem Gästehaus und Infinity-Pool. Das Projekt besticht mit einer gelungenen Mischung aus klarer Architektur und unberührter Natur.

Das Team rund um die MET-Architects-Gründer Roula Moharram und Thomas Thalhofer staunte nicht schlecht, als es die Aufgabe fasste, inmitten 60 000 m2 unberührter Natur den besten Platz für ein Wochenendhaus zu suchen. Als Ausgleich zum hektischen und lauten Treiben in der Grossstadt Beirut wünschte sich der Auftraggeber nämlich einen Rückzugsort in den Bergen – ein Wunsch, der unter anderem auf eine alte libanesische Tradition zurückgeht: Lange bevor Klimaanlagen zu Hause für angenehme Temperaturen sorgten, war es wie in vielen südlichen Ländern auch im Libanon üblich, die heissen Sommermonate nicht in der Stadt, sondern in höher gelegenen Regionen zu verbringen. Die Männer fuhren morgens zur Arbeit, die übrigen Familienmitglieder blieben in den kühlen Bergen. Zusammen mit dem Bauherrn fand das Basler Architekturbüro schliesslich den geeigneten Standort, an dem keine Bäume gefällt werden mussten und der die spannendsten Ausblicke in die Umgebung bot. 

Lücke im Baurecht
Für die Architektursprache bestimmend waren die baurechtlichen Rahmenbedingungen der Landwirtschaftszone in der Gemeinde Deir El Harf. Zusätzlich zu gängigen Vorgaben betreffend Erschliessung, Ausnutzung, maximaler Gebäudehöhe etc. gelten im Libanon spezifische Richtlinien zur formalen Gestaltung von Gebäuden. In diesem Fall sollte es ein «traditional house» sein. Aufgrund dieser Ausgangslage entwickelten die Architekten die Dachform, deren Neigung und Eindeckung sowie die mit Naturstein verkleideten Aussenwände. Nicht definiert im Baurecht war der Anteil der verglasten Aussenwandflächen im Verhältnis zu den geschlossenen Aussenwänden. Aus dieser Lücke im Baurecht entstand in der Planungsphase die Idee einer vollverglasten Fassade, die den Innen- und den Aussenraum miteinander verschmelzen lässt. Eine Idee, die zwar nicht neu, aber im Kontext mit der üppigen Natur und der stringenten Architektur einfach umwerfend ist. Bei der Bauabnahme sorgte die komplett gläserne Fassade bei einigen Mitgliedern der Baubehörde zu etwas verdutzten Gesichtern – und im Nachgang sogar zu einer Anpassung des örtlichen Baurechts. 

Abgestimmte Formensprache
Das Hauptgebäude gleicht einem Pavillon, dessen Innenraum offen gestaltet ist und nur von zwei geschlossenen Räumen unterbrochen wird: Der eine geschlossene Körper beherbergt die Küche, eine Gästetoilette sowie eine Garderobe. Der zweite trennt den Schlaf- und den Wohnbereich voneinander ab und beinhaltet ein grosszügiges Badezimmer sowie einen begehbaren Kleiderschrank. Auffallend im Haupthaus ist das spitz zulaufende Dach, das passend zur Nutzung die Raumhöhe unterschiedlich definiert: Im Essbereich ist der Raum überhoch und grosszügig – im Wohn- und im Schlafbereich niedriger, was eine intimere Atmosphäre schafft. Etwas hangabwärts entfernt vom Haupthaus befindet sich das Gästehaus, auf dessen Dach sich ein grosszügiger Pool befindet. Das zweite Gebäude liegt am Rand des Grundstücks und ist perfekt in das Gelände eingebettet. Seine Natursteinfassade samt zurückhaltenden Öffnungen zum Tal hin schliesst sich nahtlos in die Hügellandschaft ein. Die Gästezimmer sind bewusst vom Haupthaus abgewendet und bieten somit ausreichend Privatsphäre.

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Wort
Benjamin Moser

Bild
Ieva Saudargaité

MET Architects
Roula Moharram und Thomas Thalhofer gründeten 2009 das gemeinsame Architekturbüro MET Architects in Basel. Zu ihrem Portfolio gehören Privathäuser, Schulhäuser und denkmalgeschützte Gebäude sowie Neubauten. Ihre Projekte wurden mit verschiedenen Publikationen und Preisen ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Best Architects Award. Das Wochenendhaus im Libanon schaffte es vergangenes Jahr auf den dritten Platz des von Swiss Architects ausgeschriebenen Wettbewerbs «Bau des Jahres 2019».
met-architects.com

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