Der amerikanische Künstler und Designer Ward Hooper lebt seit 40 Jahren in Berlin. Seine Wohnung ist ein schillerndes Gesamtkunstwerk. Den provisorisch wirkenden Ausbaustandard hat der passionierte Sammler mit Vintage-Möbeln, Fundstücken vom Flohmarkt und eigenen Entwürfen ausgestattet.
Die kleine Wohnung Hoopers befindet sich in Berlin Mitte in einem stattlichen Altbau. Die Liegenschaft wirkt herausgeputzt und fein säuberlich renoviert. Ganz im Gegensatz zum Apartment des eigenwilligen Gestalters, das in seiner Rohheit wie aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Dies hat der Wahlberliner, der 1983 von New York nach Berlin zog, seiner Vorgängerin zu verdanken. Als die Sanierung anstand, hatte die alte Dame die Handwerker angeblich aus Furcht vor einer Mietzinserhöhung nicht in ihre Wohnung gelassen.

Diese Subversion ist der Wohnung auch heute noch anzumerken. Zwar machte sich der Künstler und Designer bei seinem Einzug vor zehn Jahren voller Elan an die Sanierung der Wohnung; doch nachdem er die alten, verblichenen Tapeten von den Wänden entfernt hatte, gab er auf und beliess die Wohnung in ihrem damaligen Zustand. So hat es im Badezimmer heute noch kein Lavabo, sondern nur eine Badewanne. Und in der Küche fehlt eine Spüle. Doch dies ist kein Grund zur Sorge. Der findige Künstler und Designer hat sich damit arrangiert und spült sein Geschirr seither in der Badewanne. «Alle meine bisherigen Wohnungen habe ich jeweils mit viel Hingabe selbst renoviert. Doch hier gab ich die Vorstellung auf, alles perfekt herzurichten. Vielmehr habe ich die Wohnung so angenommen, wie sie war», erinnert sich Hooper.

Viel wichtiger als eine luxuriöse, bequeme Ausstattung sind für ihn die Objekte, Bilder und Möbel, die er über die Jahre liebevoll gesammelt und in der ganzen Wohnung sorgfältig arrangiert hat. Bei seiner Ankunft in Berlin war die Metropole ein Eldorado für Sammler. Viele erkannten den Wert ihrer «alten» Möbel nicht und gaben sie auf den Sperrmüll. Ganz zur Freude von Vintage-Liebhabern wie Hooper.
Unverputzt und abgetreten
Wer in die Wohnung des Gestalters eintritt, dem stechen die unverputzten Wände und Decken und der abgetretene Holzboden ins Auge. Als Kontrast bringen eine Reihe von «LCW»-Stühlen von Ray und Charles Eames aus zweiter Hand Noblesse in den Gang. An der Decke hängen Leuchten, die der Designer entworfen hat.
Der spartanische, schmale Korridor führt direkt ins Schlafzimmer, das gleichzeitig auch als Wohnzimmer dient. Auch hier sind die Spuren der alten Wohnung noch gut sichtbar. Auf dem Boden klebt ein alter, bordeauxroter Linoleumbelag. Die Decke ist abgeklebt und geflickt.

Im Gegensatz zum kargen Flur ist dieser Raum jedoch eine richtiggehende Wunderkammer. Jede Wand schmückt eine beeindruckende Sammlung von Objekten, Gemälden, Prints und Fotografien. Hooper hat all die Gegenstände, die er vom Sperrmüll und Flohmärkten zusammengetragen hat, nach Farben und Formen geordnet. Dadurch entstehen äusserst reizvolle Kombinationen, die nicht nur dem ästhetischen Empfinden des Gestalters folgen, sondern gleichzeitig Geschichten erzählen. Geschichten, die ihn an sein eigenes gestalterisches Schaffen, seine Familie und seine Künstlerfreunde erinnern.
Auch die Küche ist ein Ort voller geheimnisvoller Objekte und Gegenstände. Sie gleicht der Werkstatt eines Alchemisten. Doch hier wird nicht gezaubert, sondern gekocht. Und hier wird das Faible des Künstlers, Sammlers und Designers für Metalle aller Art offensichtlich, sei es nun Stahl, Bronze oder Kupfer.
So intuitiv wie seine Wohnung sind auch seine Projekte. Diese reichen von Objektgestaltung über die Einrichtung von Privatwohnungen bis hin zur Planung von Läden. Dabei spielt die Materialität stets eine grosse Rolle. Sowohl in seinem Sammeln als auch in seinem Gestalten.