Lusthäuschen für Mussestunden

Ein Holzwohnwagen auf der eigenen Wiese wäre doch ein Blickfang, dachten sich Barbara und Thomas Wagels. Heute steht im Garten des Ehepaars ein 40 m² grosses Minihaus. Gestaltet hat es das Atelier für Baukultur Tektur AG in Frauenfeld.

Buchsbäume, Rosen und Magnolien wuchsen einst dort, wo sich seit rund zwei Jahren die Ruheoase von Barbara und Thomas Wagels befindet: ein Minihaus in Holzständerbauweise mit einer Fläche von 40 m². «Wir nennen es unser Lusthäuschen», sagt Thomas Wagels, während er den Schiebeflügel öffnet. Drinnen riecht es nach Holz; die Innenwände sind mit weiss lasierten Dreischichtplatten ausgekleidet. Das Ehepaar – sie Augenärztin, er Facharzt für Allgemeine Innere Medizin – beginnt zu erzählen: von den Ferien in Lille und dem Zirkuswagen, in dem es vor ein paar Jahren übernachtet hatte. Ein solcher Holzwohnwagen oder einfach ein Häuschen mit Übernachtungsmöglichkeit würde doch gut in den eigenen Garten passen, dachten sich die Wagels damals. Ihren Garten wollten sie ohnehin umgestalten; die prachtvollen Buchsbäume wurden vom Zünsler beschädigt, und auf der Wiese nebenan war eine Überbauung geplant. Als sie jemanden suchten, der ihre Idee umsetzen würde, zögerten sie nicht lange und fragten Rainer Borcherding an. Der Architekt beschäftigt sich seit rund 20 Jahren mit Minihaus-Konzepten und führt zusammen mit Oliver Maurer und Thomas Iacobacci die Tektur AG, das Atelier für Baukultur in Frauenfeld. Die drei Architekten waren bereits für den Umbau des Wohnhauses der Wagels zuständig.  

Ein lichtdurchflutetes Häuschen, das sich auch im Winter nutzen lässt und in dem sie bei Bedarf übernachten können, wünschten sich die Wagels – und liessen den Architekten freie Hand. Dass das Dach asymmetrisch gebaut wurde, hat einen Grund: Durch die Überlänge einer Dachseite konnte zusätzlicher Raum geschaffen werden. Clever gelöst ist auch die kompakte «Box». Diese setzt sich aus einer Küchenzeile und einer Nasszelle sowie einem darauf liegenden Schlafplatz zusammen. Die Küche besteht lediglich aus einem Spülbecken, einem Kühlschrank sowie zahlreichen Ober- und Unterschränken. Linker Hand des Spülbeckens führt eine Tür zum Minibadezimmer mit Walk-in-Dusche. Wer ein Nickerchen machen möchte, klettert die ausziehbare Leiter hoch – der Schlafplatz befindet sich etwa 2 m über dem Boden. Kochen können die Wagels in ihrem Minihaus zwar nicht, dennoch ist es gut ausgestattet: mit einer Bodenheizung sowie mit Wasser- und Stromleitungen, die mit dem Wohnhaus verbunden sind. 


Thomas Wagels geht zwei- bis viermal pro Woche ins «Lusthäuschen», etwa um ungestört Saxofon zu üben oder um Sportsendungen zu schauen. Die Wagels verfügen über ein kleines Heimkino mit Beamer und Leinwand. «Wir tauchen gerne in Filmwelten ab – zusammen mit unserer Tochter und unserem autistischen Sohn», sagt das Paar. Barbara Wagels liest gerne, etwa auf der Fensterbank, wo sie eine schöne Aussicht auf den Garten hat. «Ich bin gerne einfach mal für mich und geniesse hier die Stille», sagt sie. Rambazamba darf zwischendurch aber nicht fehlen: Die Tochter trifft sich regelmässig mit ihren ehemaligen Gymi-Kolleginnen im Häuschen.

Den ganzen Beitrag lesen Sie in der Märzausgabe 2020 der Wohnrevue. Hier bestellen.

Text
Luisa Aeberhard

Bild
Elisa Florian

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