Unweit vom Mailänder Hauptbahnhof hat sich der Architekt und Designer Francesco Librizzi sein privates Refugium gestaltet. Die Wohnung nimmt den Look der umliegenden Stadt in sich auf und punktet mit grünen Akzenten, die für ein einzigartiges Ambiente
sorgen.
«Es war purer Zufall», erklärt Francesco Librizzi darauf angesprochen, wie er zu seinem privaten Wohnglück gefunden habe. Der Architekt und Designer stammt ursprünglich aus Palermo – lebt und arbeitet aber bereits seit langem in Mailand. Sein elegantes Apartment befindet sich im vierten Stock eines Gebäudes aus den 50er-Jahren, nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt. «Bei der ersten Besichtigung hatte ich nicht die geringste Ahnung, was mich erwartet», sagt Librizzi – was er vorfand, übertraf jedoch alle seine Wohnträume.
Perfekt gelegen
Allein die Wohnlage lässt Architekten- und Designerherzen höherschlagen. Vom Balkon auf der Vorderseite des Apartments blickt man auf zwei der wichtigsten Gebäude der italienischen Architekturgeschichte des 20.Jahrhunderts – beide vom italienischen Architekten und Gestalter Gio Ponti (1891–1979) entworfen: Auf der einen Seite blickt man direkt auf den Pirelli-Turm, das Symbol der modernen Stadt, auf der anderen Seite ragt der Palazzo Montedoria in die Höhe. Für Librizzi mitunter ein triftiger Grund für den Kauf der Wohnung. Neben seiner Tätigkeit als Architekt und Designer ist Librizzi nämlich seit einigen Jahren auch künstlerischer Leiter von Fontana Arte, genau wie Gio Ponti es einst war, der Gründer des historischen Designlabels Made in Italy. «Als ich die Wohnung betrat, fühlte ich mich sofort wie zu Hause. Weil ich gefunden hatte, wonach ich immer suchte: eine Wohnung mit starkem Bezug zur Stadt, die zu meiner Identität als Architekt passt und ausserdem in der Nähe des Bahnhofs ist – in der Nähe eines Eisenbahnknotens zu leben, war schon immer mein Traum.»
Stilvoll renoviert
Librizzis Zuhause ist sehr eigenwillig gestaltet. Es ist eine fünfeckige «urbane Loggia, die in den öffentlichen Raum hineinragt», erklärt der Architekt. Der Eingang führt direkt in einen grossen, offenen Raum. Die bestehenden Wände liess Librizzi entfernen, sodass er den 130 m2 umfassenden Grundriss komplett neu gestalten konnte. «Normalerweise erwartet man von einer Inneneinrichtung, dass sie fliessende und angenehme Räume schafft», erklärt er weiter.
«In meinem Fall hingegen ist das Haus wie ein kleiner Platz mit Blick auf die Stadt konzipiert, der mit den Materialien der umliegenden Gebäude, mit den Fenstern, der Strasse und den Bäumen zusammenpasst und verschmilzt. Ich wollte die Stadt in mein Apartment hineinlassen und umgekehrt.» Er deutet auf die Materialien, die im Innenraum den Ton angeben: Beton, Marmor und ein geschliffener Steinboden bringen städtisches Flair ins Innere, das vom Architekten zu einem stimmigen Ensemble gestaltet wurde. Die einzige Raumtrennung in der Wohnung ist eine Aluminiumwand, die die Schlafräume vom Wohnzimmer trennt. Ansonsten sind die Räume fliessend – sie folgen in einer kontinuierlichen Linie aufeinander: Am hinteren Ende befindet sich die Küche, gefolgt vom zentralen Wohnzimmer und einem kleinen Studio, das mit Designklassikern, Prototypen und vom Besitzer selbst entworfenen Objekten eingerichtet ist.
Grünes Totem
Zwei Raumtrenner an den Seiten des Wohnzimmers markieren die verschiedenen Wohnbereiche: Am hinteren Ende des Wohnzimmers wird das Schlafzimmer von einem raumhohen, mit schwarzem Makassar verkleideten Paravent abgetrennt – eine Hommage an die Trennwand in Mies van der Rohes Villa Tugendhat. Zur Küche hin trennt eine raumhohe Küchenwand das Wohnzimmer. Letztere ist mit denselben grünen Klinkersteinen verkleidet, die Gio Ponti für seinen Palazzo Montedoria auf der anderen Strassenseite entworfen hat. «Die letzten sieben Quadratmeter, die nach der Fassadenrestaurierung übrig geblieben sind», verrät Librizzi nicht ohne Stolz und ergänzt: «Diese Klinkerwand ist für mich wie ein Totem. Es blickt in Richtung von Pontis Gebäude, und ich bin sicher, dass man umgekehrt die Skulptur in der Wohnung vom Gebäude aus sehen kann.» Das Apartment blickt auf die Stadt und ähnelt ihr, und umgekehrt die Stadt Librizzis grüner Wohnoase.