Design und Natur unter einem Dach

Alfredo Häberli hat gemeinsam mit Baufritz ein Einfamilienhaus in Köniz entwickelt. Es ist ein Ökohaus im Baukastensystem – mit hohem gestalterischen Anspruch und perfekt auf das Leben der Familie zugeschnitten.

Mit zukunftsträchtigen Ansätzen gibt das traditionsreiche Unternehmen Baufritz dem Thema Fertighaus – dem sich einst Grössen wie Charles und Ray Eames oder Jean Prouvé angenommen hatten – neuen Schub. Das jüngste Projekt verbindet Bauökologie, Nachhaltigkeit und Design. Vor vier Jahren entwarf Alfredo Häberli zum 120-Jahr-Jubiläum von Baufritz das Konzepthaus «Haussicht», ein flexibles Baukastensystem mit vielen Designdetails. «Wir wollten Holzhäuser neu denken, alles aus dem Holz herauskitzeln, was möglich ist», begründet Dagmar Fritz die Motivation für die Entwicklung von «Haussicht». Sie ist Geschäftsführerin von Baufritz in der vierten Generation und wurde 2018 zur Unternehmerin des Jahres gewählt. Bei «Haussicht» wie auch beim neuen Projekt «Waldsicht» spielt das Design eine grosse Rolle, aber Dagmar Fritz betont: «Wir sind Hardcore-Ökos. Bei uns heisst es immer: Baubiologie first!» Auf der Basis des Konzepthauses entstand nun «Waldsicht», ein dreigeschossiges Gebäude in Köniz bei Bern für eine vierköpfige Familie.

Es steht auf einem abschüssigen Gelände mit einem Wald im Rücken. Formal ist das Gebäude klassisch, abgesehen von den Knicken im Giebeldach sowie in der Fassade. Es besteht aus vorgefertigten Elementen aus schadstofffreier Fichte und Lärche. Auch die Isolation ist natürlich und besteht aus einem von Baufritz entwickelten und patentierten Dämmstoff aus Holzspänen.  «Als mich die Bauherrschaft, die ich schon lange kenne, fragte, ob ich ein Haus für sie entwerfen würde, war für mich sofort klar, dass dieses mit Baufritz gebaut werden soll», begründet Alfredo Häberli die Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen. «Denn das Grundstück unmittelbar am Waldrand verlangte nach ehrlichen, natürlichen Materialien – und nach einer Bauweise, die ökologisch und zugleich höchst innovativ ist.» Die Bauherren brachten ebenfalls klare Vorstellungen mit. So sollte die Lage am Wald inszeniert werden mit schönen Blickbezügen und mehreren Aussensitzplätzen. Weitere Anforderungen waren Multifunktionalität, viel Stauraum sowie ein wertvoller Raum fürs Homeoffice. Das Erdgeschoss ist der Lebensbereich der Kinder. Diese sind zwar noch klein, aber Häberli weiss – aus eigener Erfahrung, wie er sagt –, dass die Sprösslinge sehr bald Rückzug und Distanz zu den Eltern suchen. Es war eine Raumplanung mit Weitsicht, ein Bereich, der später sogar als autonome Zone oder Einliegerwohnung umgenutzt werden  könnte. Die Wand zwischen Eingang und Kinderzimmern ist als riesige Schrankwand mit Eichenfronten konzipiert, die Häberli als Rückgrat im Raum bezeichnet. Er bietet viel Stauraum, ohne dass das Möbel als solches erkennbar ist.

Die erste Etage ist offen und als kommunikatives und soziales Zentrum des Hauses konzipiert. Hier liegen Küche, Ess- und Wohnbereich sowie eine Terrasse. Das Dachgeschoss schliesslich ist das Reich der Eltern. Über die Treppe gelangt man in die Galerie, wo das Homeoffice mit zwei Arbeitsplätzen, eine geräumige Bibliothek und eine Sofanische zum Lesen oder Entspannen liegen. Von hier gehts weiter ins Elternschlafzimmer, einem gemütlichen Dachraum mit gelochten Schiebeläden aus Metall, wie sie schon beim Vorgängerprojekt «Haussicht» eingesetzt wurden. «Die Schiebeläden sind einerseits Schattenspender und andererseits ein dekoratives Element, wie man es aus arabischen Ländern kennt», beschreibt Häberli seinen Entwurf. Grosse Aufmerksamkeit hat er weiteren Details geschenkt. Zum Beispiel dem paddelartigen Geländer oder der umlaufenden Fräsung des Holzes in der Küche. «Das Schwierigste ist es, einem neuen Gebäude eine Seele zu geben», betont Häberli. Und auf die Frage, mit welcher Haltung ein Designer ein Haus baut, antwortet er: «Ich betrachte ein Haus auch als Industrieprodukt, denn es sind immer viele industrielle Elemente wie vorgefertigte Bauteile, Läden etc. involviert. Doch im Unterschied zum Industriedesign, wo man mittels Prototypen immer wieder testen und verbessern kann, ist das bei einem Haus nicht möglich.» Auch wenn es keine Testphasen gab, das Resultat stimmt. Die Bauherren sind im August eingezogen und rundum glücklich mit dem Gebäude im Baukastensystem, das klimaneutral, natürlich sowie gesund ist und dem der Designer mit sorgfältig eingeplanten Details auch persönliches Leben eingehaucht hat.
baufritz.comalfredo-haeberli.com

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