Wort: Kurt G. Stapelfeldt / Redaktion: Bernadette Bissig / Bild: Gianni Basso, Vegamg
Nathalie du Pasquier lebt und arbeitet seit ihren frühen Zwanzigern in Mailand. Die Gestalterin war einst Gründungsmitglied der Mailänder Gruppe Memphis, die in den 1980er-Jahren mit ihrem Ansatz «Form Follows Fun» die strenge Post-Bauhaus-Doktrin infrage stellte. Heute widmet sich die Französin hauptsächlich der Malerei und der Bildhauerei. Ein Besuch bei der Künstlerin.

Das Atelier von du Pasquier befindet sich in einem nüchternen, ehemaligen Lagerhaus in einem ruhigen Mailänder Geschäftsviertel. Die grossen, von Stahlrahmen gerahmten Fenster fluten den Raum mit viel natürlichem Licht, was der Gestalterin beinahe das Gefühl gibt, im Freien zu arbeiten. In diesen Räumlichkeiten arbeitet die Französin nun seit knapp 40 Jahren.

Bekanntheit erlangte sie in erster Linie mit ihren bunten Oberflächenmustern und ihrem Textildesign für Memphis, womit sie das Erscheinungsbild der Gruppe nachhaltig prägte. Einige ihrer damaligen Entwürfe erlangten gar ikonischen Charakter und sind heute in renommierten Häusern wie dem MoMa und dem The Met in New York vertreten. Zudem entwarf du Pasquier für Memphis Objekte, Möbel und Intérieurs. 1987, nach der Auflösung der Gruppe, wandte sie sich der Malerei und Bildhauerei zu. Auch heute hat ihre Arbeit noch diesen kühnen, farbenfrohen und geometrischen Look.
Im ständigen Prozess
Bei einem Rundgang durchs Atelier ist die schöpferische Kraft von du Pasquier auf Schritt und Tritt spürbar. Es fallen unzählige Gemälde in kräftigen Farben ins Auge, einige auf Leinwand, andere in Öl auf Karton. Deren Anordnung verändert die Künstlerin fortlaufend. Dabei kommt ihr die Wandelbarkeit ihres Ateliers zugute. Die Tische sind mit Rädern ausgestattet, die Wände leicht umzugestalten. So ist es für sie ein Leichtes auszutesten, wie ein Bild für sich alleine wirkt oder welche Ausstrahlung es in Kombination mit anderen Werken entfaltet.

In einem zusätzlichen Raum lagert die Gestalterin ihre dreidimensionalen Installationen aus Holz, die sie darin frei bewegen kann. Diese Konstruktionen überträgt sie oftmals in zweidimensionale Gemälde. Aufgrund dieser Arbeitsweise pflegt sie sich als Malerin zu bezeichnen, die ihre eigenen Modelle anfertigt.
Daneben entwirft sie immer wieder Produkte und Objekte, wie etwa für den Hersteller Hay, für den sie Kissen und Handtücher sowie Poster designte. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner George Sowden, mit dem sie auch das Atelier teilt, entwickelte sie Muster für Decken und andere Bettwaren für Zig Zag Zürich. Dadurch verbindet sie ihr frühes Werk mit ihrem Kunstschaffen. Diese Kontinuität bezeichnet sie als Abbild einer Kette von Gedanken, die aufeinanderfolgen.