«Viele haben beim Einrichten kein Gesamtkonzept vor Augen.»

Frau Gottschall, Sie gründeten 1993 das Fachgeschäft Go Inte­riors in Zürich. Mittlerweile führen Sie es zusammen mit Vanessa Cerasoli. Was macht Ihr Fachgeschäft besonders?
Wir möchten unseren Kunden die grösstmögliche Individualität bieten. Wir fertigen deshalb Möbel bzw. Accessoires auch selbst und entwerfen Unikate.

Wie reagieren Sie auf die schwierige wirtschaftliche Situation der Fachgeschäfte?
Mit kompetenter Beratung und fundiertem Fachwissen. Wir sind Designer, Innenarchitekten, Bauleiter. Wir können also aus dem Vollen schöpfen – von der Beratung bis zur Umsetzung. Ausserdem bieten wir spezielle, ausgewählte Produkte an, die sonst keiner hat. Damit grenzen wir uns vom traditionellen Fachhandel ab.  

Frau Cerasoli, wo sehen Sie Ihr Geschäft in zehn Jahren?
Wir wollen auch in Zukunft unserer Handschrift treu bleiben: zeitlos klassisch. Und wir werden weiterhin nach ausgefallenen Produkten suchen. Wenn es der Branche besser gehen würde, könnten wir uns auch weitere Standorte vorstellen. Aber derzeit wäre das ein zu hohes Risiko.  

Welches Highlight erwartet Ihre Kunden in den nächsten Monaten?
Ab Januar widmen wir uns wieder dem Frühling und präsentieren alles rund ums Thema Outdoor. Wer sich über die aktuellen Highlights informieren möchte, findet alle Infos dazu auf unserer neuen Website unter «Aktuell».

Was sind die häufigsten Probleme, mit denen Ihre Kunden auf Sie zukommen?
Viele haben beim Einrichten kein Gesamtkonzept vor Augen, ihnen fehlt der rote Faden. Auch zum Thema Beleuchtung gibt es häufig Fragen. 

Bitte geben Sie unseren Lesern einen konkreten Einrichtungstipp, den man leicht umsetzen kann.
Viele Leute dekorieren gerne. Aber schnell ist alles «überdekoriert». Damit entstehen oft zusammenhaltlose Gefüge. Achten Sie also darauf, dass Sie Accessoires gruppieren, um stimmige visuelle Bilder im Raum zu kreieren.

Was ist Ihrer Meinung nach ein Fauxpas beim Einrichten?
Bei der Möblierung die Raumgrössen nicht zu berücksichtigen. Viele kaufen ein Sofa, weil es ihnen auf einem Bild gut gefällt. Es muss aber auch zum Grundriss passen! Oft sehen wir, dass Leute, die beispielsweise zuerst in einer Altbauwohnung lebten und sich dann ein grosses Haus gebaut haben, ihre Einrichtung komplett mitnehmen und sich dann wundern, dass alles so «zerfleddert» ausschaut. Kein Wunder: Die Grundrisse sind heute deutlich grösser und raumübergreifender als früher. 

Erzählen Sie uns kurz von Ihrem spannendsten Projekt, das Sie in den letzten Monaten realisieren konnten.
Wir hatten ein Projekt für einen Kunden, der selbst Architekt ist – und sehr anspruchsvoll und detailbesessen. Es handelte sich dabei um das Interior Design einer Villa in Rapperswil, eines Neubaus auf höchstem Niveau. Einen Kunden so zufrieden machen zu können, dass er sich rundum wohlfühlt, ist grossartig. 

Frau Gottschall, welches Möbel oder Wohnaccessoire, das Sie in Ihrem Geschäft verkaufen, haben Sie auch zu Hause?
Fast alle. (lacht) Ich probiere Produkte gerne erst mal aus, bevor wir sie in den Laden stellen. Dann fällt es leichter, Empfehlungen auszusprechen.   

Und Sie, Frau Cerasoli?
Zum Beispiel das Sofa «Sup» eines eher unbekannten italienischen Familienbetriebs. Das gleiche hat Nicole Gotschall übrigens auch.

Welchen Einrichtungsgegenstand haben Sie sich – unabhängig vom eigenen Laden – zuletzt gekauft, Frau Gottschall?
Eine Lichterkette für Weihnachten. 

Verraten Sie uns noch zum Schluss, welches Ihr ältestes Einrichtungsobjekt ist?
Das ist eine alte indische Tür aus Rajasthan aus dem Jahr 1859. Sie steht bei uns im Wohnzimmer.

Go Interiors
Seestrasse 344
8038 Zürich
info@go-interiors.ch
go-interiors.ch

Wort
Susanne Lieber

Bild
Nicola Duc

Die Inhaberinnen des Fachgeschäfts Go Interiors, Nicole Gottschall und Vanessa Cerasoli, im Interview.

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