In puncto «Schönheit» schneiden nachhaltige Materialien nicht gut ab. Wie eine neue Generation davon aussehen kann, und welche Potenziale das birgt, zeigt das Rechercheprojekt der Ecal in einem Buch.
Das Thema «Nachhaltigkeit» ist im 21. Jahrhundert omnipräsent, so auch im Produktdesign. Es geht nicht mehr nur um Form und Funktion; Design muss heute ökologische Auswirkungen im Gestaltungsprozess mitdenken. Dabei spielen das Material und die Herstellung eine entscheidende Rolle.
Die Ästhetik der Nachhaltigkeit
Blasse Erdtöne, hohe Preise, mindere Qualität – oft sind das erste Assoziationen, die noch immer mit nachhaltigen Materialien in Verbindung gebracht werden. Doch sie können weit mehr, als durch ökologische Eigenschaften punkten. Sie bergen etwa besondere mechanische, technische, chemische und ästhetische Potenziale. Um dies weiterzuerforschen und zu veranschaulichen, haben Masterstudierende im Fach Produktdesign der Ecal mit Materialspezialistinnen, Produzenten und Forscherinnen zusammengearbeitet. In einem Forschungsprojekt haben sie die Herstellungsprozesse bestehender nachhaltiger Materialien durch Experimentation überdacht, um eine neue Generation nachhaltiger Materialien zu definieren. Dabei wurden über 150 Materialien aus verschiedenen Kontinenten und Industrien untersucht und analysiert.
Schliesslich wurden anhand von 14 ausgewählten Materialien Experimente durchgeführt, Potenziale identifiziert und auf konkrete Objekte angewendet. Dafür wurde etwa das bestehende Material beibehalten, jedoch durch neue Maschinen verarbeitet oder aber Materialien zusammengefügt, um Eigenschaften zu vereinen. Die Resultate reichen von einer Axt aus Leinenfasern über verschweisste Holzwände mit besonderen akustischen Eigenschaften bis hin zu kompostierbaren Urnen aus Pilzmyzelium.
Flax Tape – Applikation von Nikola Gaytandjiev
Das Material des französischen Herstellers Eco-Technilin basiert auf Leinenfasern und überzeugt durch seine Leichtigkeit und vibrationsdämmenden Eigenschaften. Üblicherweise wird die Faser in Verbindung mit Glas- oder Kohlefasern laminiert, so verliert sie allerdings Teile ihrer nachhaltigen Eigenschaften. Dieses Projekt zeigt, wie die Faser, ohne zusätzliche Materialien im Blasformverfahren zu einem unikalen Werkzeug werden kann. Die Färbung des Materials demonstriert überdies, welche ästhetischen Potenziale das Material noch birgt.
Fast Feet Grinded – Applikation von Lei Tuo
Etwa 300 Millionen Paar Schuhe landen jährlich in Mülldeponien. Auf das Problem reagiert das niederländische Unternehmen Fast Feet Grinded, indem es die Gummisohlen getragener Laufschuhe schreddert. Das Granulat, das daraus entsteht, ist Grundlage dieses Projektes und der 100 Prozent rezyklierfähigen, stossdämpfenden und rutschfesten Sandale. Dabei rückt das Material klar ersichtlich und lose in den Vordergrund und zeigt sich so in einem neuen, ästhetischen Licht.
Lesen Sie den gesamten Beitrag in der Ausgabe 03-24 der Wohnrevue.