Wort: Bernadette Bissig
Der Salone Satellite, die Plattform und Talentschau für junge Designschaffende, feierte dieses Jahr sein 25-Jahre-Jubiläum. Wir haben uns mit Marva Griffin unterhalten, die das Format 1998 ins Leben rief.
Marva Griffin, was bewog Sie vor 25 Jahren dazu, den Salone Satellite ins Leben zu rufen?
Ich war damals als Journalistin tätig und begegnete dadurch den wenigen jungen Leuten, die in der Woche des Salone del Mobile ihre Prototypen in der Stadt ausstellen konnten. Da sie wussten, dass ich mit dem Veranstalter in Kontakt stand, erhielt ich oft Anfragen, ob sie am Salone teilnehmen könnten. Denn die jungen Designschaffenden waren sehr daran interessiert, ihre Entwürfe den italienischen und ausländischen Ausstellern zu präsentieren. Nach mehreren Treffen und Gesprächen, bei denen ich die Wünsche dieser jungen Designschaffenden vortrug, bat mich der damalige Geschäftsführer Manlio Armellini, einen ihnen gewidmeten Anlass zu organisieren. So wurde der Salone Satellite geboren!
Sie sind nach wie vor als Kuratorin des Salone Satellite tätig. Hat sich am Format etwas verändert?
Das Format hat sich nicht geändert, sondern weiterentwickelt, um mit den Veränderungen der letzten 25 Jahre Schritt zu halten.
Wie werden die jungen Designschaffenden ausgewählt?
Ich lade jedes Jahr Persönlichkeiten aus der Designwelt ein, um Teil der Auswahlkommission zu sein und die jungen Gestalterinnen und Gestalter für den Salone Satellite auszuwählen.
Viele der aufstrebenden jungen Designerinnen und Designer, die im Laufe der Jahre am Salone Satellite teilgenommen haben, sind heute internationale Stars. Was ist Ihrer Meinung nach die Voraussetzung für einen solchen Durchbruch, einen solchen Erfolg?
Auf den Punkt gebracht, braucht es in erster Linie eine Menge Kreativität und Talent.
Die junge Generation von heute ist mit komplexen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Fragen konfrontiert. Wie binden junge Designschaffende diese Themen und Fragestellungen in ihre Entwürfe ein?
Vor 25 Jahren sprachen wir noch nicht über Ökologie und Nachhaltigkeit, doch die jungen Leute dachten schon damals über Wiederverwendung und neue Materialien nach. Sagen wir es mal so: Je nach den unterschiedlichen Sensibilitäten und Realitäten integriert jeder Gestaltende diese Thematik auf seine Weise.
Gibt es Projekte, die Sie auf dem diesjährigen Salone Satellite besonders beeindruckt haben?
Es gibt deren viele, aber ich ziehe es vor, diese Frage nicht zu beantworten. So wie ich auch die Frage nicht beantworte und nie beantwortet habe, welches meine Favoriten der letzten 25 Jahre waren, weil ich dann die 14 000 Designerinnen und Designer aufzählen müsste, die von 1998 bis heute teilgenommen haben.
Welchen Rat geben Sie jungen Designschaffenden mit?
Ich empfehle allen, eine gute Designschule zu durchlaufen, viel zu lesen, regelmässig zu reisen und Museen zu besuchen. Zudem gilt es zu eruieren, was die Gesellschaft für ein besseres Leben braucht. Und nicht zuletzt ist eigenständiges Denken gefragt.