Schauplatz Werkstatt

Wort: Bernadette Bissig / Bild: Ruben Hollinger
Wir haben uns aufgemacht, hinter die Kulissen von sieben Handwerksbetrieben zu blicken. In diesen Manufakturen wird gepolstert, geschreinert, getöpfert und gewoben. Aber auch Glas geblasen, Tapeten gestaltet und Farbe gemischt. Damit rücken wir Handwerkerinnen und Handwerker in den Fokus, die in Zeiten von zunehmender Digitalisierung einer haptischen Tätigkeit nachgehen.

Polsterei
Von Polsterarbeiten bis hin zu Reparaturen: Das Angebot von Claudia Bremser ist weit gespannt. In ihrem Atelier im ehemaligen Zeughaus in Winterthur polstert sie Sofas, Récamieren oder Ohrenfauteuils, näht Houssen und Zierkissen und fertigt neue Bezüge aus Stoff oder Leder für Designklassiker wie etwa den «Egg Chair» von Arne Jacobsen an. Dabei setzt sie auf den Einsatz von langlebigen und natürlichen Polstermaterialien sowie auf das traditionelle Handwerk. So transportiert die Polsterin Werte und deren Qualität aus der Vergangenheit in die Zukunft.
diepolsterin.ch


Farbmanufaktur
Katrin Trautwein ist eine Meisterin der Farbe. Die Chemikerin und Farbforscherin gründete vor rund 25 Jahren in Uster die Farbmanufaktur Kt.color. Seither ist das Unternehmen zu einer Referenz für Architekturschaffende und Gestaltende geworden. Trautwein und ihr Team stellen die Wand- und Fassadenfarben auf Wasserbasis mit viel Leidenschaft und in reiner Handarbeit her. Dazu verwenden sie wertvolle natürliche und mineralische Pigmente, die aufgrund ihrer Struktur das Licht optimal transportieren und dadurch den Farben zu grosser Strahlkraft und Tiefe verhelfen.
ktcolor.com

­Tapetenwerkstatt
Franziska Zuber und Thomas Salzmann haben sich der Herstellung von handgefertigten Tapeten verschrieben und setzen dafür das traditionelle Blockdruckverfahren ein. Durch die handgeführten Pinselstriche beim Farbauftrag und das manuelle Bedrucken mit eigens entworfenen Holzstempeln wird jede Tapete zum Unikat. Und nicht nur dieser Schritt, sondern der gesamte Herstellungsprozess – von der Vorbereitung bis zum finalen Druck – erfolgt in reiner Handarbeit. Durch diese Technik erhalten die Tapeten ihren ganz eigenen charakteristischen Charme.
zubersalzmann.com
Weberei
Anna Saarinen hat das Weben quasi im Blut. In Finnland in eine Familie geboren, bei der das Webhandwerk von der Grossmutter über die Mutter zur Tochter vererbt wurde, machte sie sich dieses Handwerk ebenfalls zum Beruf. Spulen, schneiden, knüpfen, weben und vernähen: In ihrer Manufaktur im Zürcher Niederdorf entwirft sie am Webstuhl neue, exklusive Modelle. Ein Team von Weberinnen in Zürich und in Finnland ist für das Weben der verschiedenen Kundenaufträge verantwortlich. Dafür verwenden sie in der Regel Baumwollbänder, ein Nebenprodukt der Textilindustrie.
annasaarinen.ch
Glaswerkstatt
Bei der Glasbläserin Rahel Koller geht es an der Drehbank mit Mischgasbrenner und Heizofen ganz schön hitzig zu und her. Trotzdem muss die gelernte Apparateglasbläserin einen kühlen Kopf bewahren, um die konträren Temperaturen harmonisch zu verbinden. In ihrer Werkstatt in Bern entwirft und realisiert die Zürcherin handgefertigte Glasprodukte wie Trinkgläser, Karaffen und Dosen aus temperaturbeständigem Borosilikatglas – als Unikate oder in Kleinserien. Ein besonderes Faible hegt sie für Pflanzengläser zum Ziehen von Blumenzwiebeln und Gemüseknollen.
glaslabor.ch
Töpferei
Nach Abschluss ihres Architekturstudiums in Ljubljana liess sich Jasna Strukelj Gmür in Zürich nieder. Die Slowenin hatte die Limmatstadt während ihres Austauschjahres an der ETH Zürich kennengelernt. Als sie sich nach sieben Jahren als Architektin selbstständig machte, baute sie gleichzeitig ihr eigenes Keramikstudio auf. Seither widmet sie sich neben der Architektur der Fertigung von Gebrauchsobjekten an der Drehscheibe. Dieser Prozess reicht vom Kneten, Ausformen und Abdrehen bis hin zum Glasieren. Ihr Wissen gibt sie im Rahmen von regelmässigen Kursen weiter.
jasnastrukeljgmuer.com
Möbelbau
Der Industrial Designer Samuel Köppel liebt den Geruch von frisch geschnittenem Holz. Nach seinem Studium war er mehrere Jahre als Möbeldesigner tätig. Während dieser Zeit werkelte er abends jeweils bei einem befreundeten Möbelschreiner. Da habe er seine grosse Leidenschaft entdeckt. In der Folge absolvierte er eine Möbelschreinerlehre, um das Handwerk von der Pike auf zu lernen. Seither entwirft und fertigt er in seiner Werkstatt beim Sihlcity Zürich Möbel und Einrichtungen auf Mass. Unter dem Label Samko bietet er zudem eine Kollektion an ausgewählten Objekten an.
samko-design.ch


 

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