Wolfgang Kettnaker

Bezug nehmend auf unsere beiden Schwerpunktthemen in dieser Ausgabe (Bad und Homeoffice) zunächst die Frage: Wie lange brauchen Sie morgens im Bad? Haben Sie besondere Rituale?
Ich bin relativ uneitel. Duschen, ­Zähne putzen, anziehen – fertig. Da ich gerne etwas länger schlafe, bleibt morgens nicht viel Zeit.  

Und wie stehen Sie zum Thema Homeoffice?
Vor allem für Familien ist es vorteilhaft, da sie mehr Zeit miteinander verbringen können. Und für ­Mitarbeiter, die einen langen ­Arbeitsweg haben und ansonsten umziehen müssten. Wir merken aber, dass  dabei etwas verloren geht: der sogenannte Stall­geruch, das Flurgeflüster und das Miteinander, wenn z. B. zusammen ein Geburtstagskuchen gegessen wird. Die Kollegialität leidet meines Erachtens schon darunter. Deshalb sehe ich das sehr differenziert und auf den Einzelfall bezogen.

Nennen Sie uns Ihre drei Lieblingsfirmen aus der Einrichtungs­branche.
Als Unternehmen mit Geschichte ­begeistert mich besonders ­Vitra. Und bei den Leuchtenherstellern ­finde ich Occhio sehr innovativ. Bezüglich Küchen mag ich es funktional, deshalb habe ich auch selbst ein Modell von Eggersmann.

Ist Ihr Zuhause ein Sammlerparadies oder ein Minimalistentempel?
Weder noch. (lacht) Aber tendenziell sind wir wohl eher Minimalisten. Wir gehören nicht zu den Jägern und Sammlern, die aus jedem Urlaub etwas mitbringen. Die meisten Sachen, die wir haben, verstauen wir in Einbauschränken, die sich unaufdringlich in die Architektur integrieren – dann bleibt mehr Platz für schöne kleine Möbel. 

Mit welchem Designer oder Architekten würden Sie am liebsten mal einen Tag verbringen, und warum?
Im Moment finde ich Sebastian­ ­Herkner sehr spannend. Mit ihm würde ich auch gerne mal ein Projekt machen. Nicht, weil er gerade in ist, sondern weil er mit seiner Entwurfssprache das Handwerkliche sichtbar macht. Sein Design ist sehr emotional.

Auf welchen persönlichen Gegenstand können Sie nicht verzichten?
Was mich Tag und Nacht begleitet, ist meine Uhr, eine «Rolex ­Explorer II» in Edelstahl. Mir geht es dabei aber nicht um Etikette oder Angeberei. Ich trage sie bereits seit 25 Jahren­ und lege sie nur ab, wenn sie ­repariert werden muss. Es ist schön, in dieser digitalen Welt einen analogen Anker zu haben, der zwar nicht hundert Prozent perfekt ist, aber mit all ­seinen Kratzern ein Stück meiner Lebensgeschichte erzählt. 

Sie können sich einen Wohnwunsch erfüllen. Welcher wäre das?
Das haben wir gerade getan: Wir sind in unser erstes eigenes Haus, das wir gebaut haben, umgezogen. Besonders wichtig waren uns die Küche und das Bad. Wir sind gerne Gastgeber, und gemeinsames Geniessen mit Familie und Freunden ist für uns ein zentrales Thema. Darum waren eine grosse Küche und eine lange Tafel relevanter als ein repräsentatives Wohnzimmer. Unser grösstes Anliegen war jedoch ein geräumiges Bad. Wir wollten ein «Wohnbad», das nicht nur Ort für die tägliche ­Hygiene sein sollte, sondern ein Rückzugsort zum ­Wohlfühlen – mit Infrarotkabine, Fernseher und Polstermöbel. 

Wie sind Sie aufgewachsen?
In Dürmentingen, einem Dorf mit 1700 Einwohnern, direkt neben unserer Möbelmanufaktur Kettnaker – quasi an der Hobelbank meines Opas. Dort gab es alles, was das Landleben so zu bieten hat, auch das typische Vereinsleben. Wenn ich mich so zurückerinnere, war das wirklich ein Segen und ein grosses Glück. Man hatte Platz und viel Grün ums Haus, konnte auf Wiesen Fussballspielen oder mit Kumpeln im Wald Hütten bauen. Man hatte noch echte Freunde und nicht nur Social-­Media-Beziehungen. 

Und wie wohnen Sie heute im Vergleich?
Jetzt wohne ich nur einen Kilometer weiter, somit also immer noch in Wurfweite. Ich bleibe dem Landleben treu. Für uns als Familie bietet es genau das, was wir brauchen. Auch unsere Kinder sind hier aufgewachsen, haben Baumhäuser und Iglus gebaut, sind am Hang Schlitten gefahren und haben in der Nähe im Baggersee gebadet.

Zur Person
Wolfgang Kettnaker ist Inhaber und Geschäftsführer vom Unternehmen Kettnaker, das seit 1870 Möbel produziert.

Wort
Susanne Lieber

Der Inhaber und Geschäftsführer vom Unternehmen Kettnaker im Interview.

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