Rohstoff: Restmaterial

«NO2 Recycle» ist ein erschwinglicher, vielseitiger, funktionaler Universalstuhl. Vor allem aber besteht er aus Recyclingmaterial und kann nach seiner Lebensdauer zurück in den Kreislauf geführt werden.
Nachhaltige Produkte zu entwickeln, liegt im Trend. Doch beim genauen Hinschauen entpuppt sich das eine oder andere oftmals als doch nicht so ökologisch. Bei Fritz Hansen war man sich dieser Problematik bewusst. Deshalb war von Beginn an klar, dass der neue Stuhl mehr als ein blosses Lippenbekenntnis zur Nachhaltigkeit sein sollte. «Wir wollten ein Produkt mit einem maximalen Anteil an Recyclingwerkstoff, bei dessen Herstellung auch die gesamte Lieferkette so sinnvoll und lokal wie möglich ist», beschreibt Christian Andresen das anvisierte Ziel. Er ist Chefdesigner bei Fritz Hansen im Hauptsitz in Dänemark und stellte den neuen Entwurf Ende Oktober in der Schweiz vor bei Wohnbedarf Zürich – mit Verve und Herzblut. Dort sagte er uns auch, dass Fritz Hansen kein Nischenprodukt wollte, sondern einen Stuhl mit möglichst grosser Wirkung. D. h., es sollen möglichst viele «NO2 Recycle» produziert werden, das Grundmaterial dafür wird jedenfalls nicht so schnell verschwinden – leider. Die Sitzschale besteht nämlich zu 100 Prozent aus recyceltem Polypropylen, also Shampoo-, Waschmittelflaschen, Joghurtbechern oder Trinkhalmen aus Haushaltsabfällen. Im Unterschied zu PET, das mittlerweile bei vielen Produkten, zum Beispiel für die Herstellung von Textilien, zur Anwendung kommt, gibt es aus recyceltem Polypropylen (PP) noch kaum Produkte. 

Nachdem das Ziel definiert war, einen Stuhl zu entwickeln, der bezüglich Material und Herstellungskette möglichst nachhaltig ist, galt es, einen geeigneten Designer zu finden. Christian Andresen fragte Oki Sato, den kreativen Kopf des japanischen Designstudios Nendo. Er hatte vor zwei Jahren bereits den Holzstuhl «NO1» für Fritz Hansen gestaltet. «An seiner Arbeit schätze ich drei Dinge: Neugier, Einfachheit und Emotion», lobt Andresen den Gestalter und ergänzt, die japanisch-dänische Verbindung sei ideal. «Natürlich bestehen kulturelle Unterschiede zwischen Japan und Dänemark, aber unsere Vorstellungen von gutem Design sind ähnlich.» Sobald die Zusammenarbeit beschlossene Sache war, tat Oki Sato, was er immer tut bei Neuentwürfen: Er machte Skizzen in seinem typischen Comicstil, und er baute winzige Papiermodelle, die er dem Chefdesigner von Fritz Hansen in Kartonboxen schickte. Die ersten Entwürfe hätten noch aus zwei separaten Schalen bestanden, erläutert Andresen. Doch im Laufe des Prozesses entschieden er und Sato, eine einzelne Schale für Sitz und Rücken zu gestalten.
Schliesslich sei dies auch die Kernkompetenz von Fritz ­Hansen, ­betont Andresen und nennt die Stuhlklassiker «Serie 7» oder «Ameise» als Beispiele. Die Entscheidung mit der Monoschale bezeichnet er als Wendepunkt im Entwicklungsprozess des «NO2 Recycle». Gestalterische Inspiration für die Stuhlform fand Oki Sato dann direkt vor seiner Nase: auf dem Schreibtisch. Und zwar ein Blatt Papier, das man einmal faltet und dann wieder aufklappt. Zurück bleibt eine organische Falte. Eine solche wollte der Gestalter in der Biegung zwischen Sitz- und Rückenfläche nachahmen. Ein Design, das nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine ergonomische Funktion habe, betont Andresen.

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Wort
Katrin Ambühl

Spezifikationen
Material: Sitzschale aus 100% recyceltem und recycelbarem Polypropylen. Kufen aus verchromtem Stahl (50% ­recycelt). Drehfussgestell aus poliertem Aluminium (95% recycelt).
Farben: Dark Orange, Dark Red, Dark Blue, Light Blue, Grey, Black, Off White
Optionen: Variante mit Armlehnen, für die es zusätzliche Polster gibt.
fritzhansen.com

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