Wort: Anina Cammarota / Bild: Ruben Hollinger
Seit 2005 ist Holm als Möbelgeschäft und Planungsbüro die erste Adresse für skandinavisches Design in Zürich. Geführt wird das Unternehmen gemeinsam von Anna Berg und Peter Kaufmann.
Anna Berg, wir treffen Sie heute im Atelier im Zürcher Showroom an. Wir sind neugierig, was geschieht in diesem Raum?
Ich nenne diesen Raum gerne unser Labor, denn hier experimentieren wir. Wir erforschen, analysieren und kombinieren Muster für und auch mit unseren Kunden. Zwei Tische im Zentrum bieten uns dabei die Möglichkeit, grosse Materialboards auszuarbeiten und die Wirkung von Materialien untereinander zu erproben.
Farbe und Materialität stehen in diesem Raum also im Fokus. Wie setzen Sie diese in Bezug auf das skandinavische Design ein?
Es ist wichtig zu verstehen, dass es in dieser Hinsicht zwei Ebenen gibt. Mit der Wahl der Ausführung eines Möbelstücks in puncto Farbe sowie Materialität, bietet sich einerseits bereits eine grosse Auswahl von Stilen an. Andererseits können die verschiedenen Möbelstücke in Bezug zueinander gesetzt werden und bieten in deren Kombination wiederum einen immensen, kreativen Spielraum. Das skandinavische Design zeichnet sich dadurch aus, dass es in seiner Vielfältigkeit beide Ebenen optimal in diversen Stilen bedient.
Sie sprechen die Vielfältigkeit an. Können Sie uns das nordische Design etwas umreissen?
Viele denken bei skandinavischem Design an ruhige, bedeckte Farben, schlichtes Design und viel Weiss. Doch es gibt so viel mehr! In den 1960er-Jahren wurde es von den Farbexplosionen Verner Pantons beeinflusst, was sich heute wiederum stark bemerkbar macht. Das skandinavische Design ist eine Schatzkiste – einmal geöffnet, offenbart sie viele überraschende Entdeckungen!
Die Designwelt wird von schnelllebigen Trends beeinflusst. Ist hochwertiges Design heute noch gefragt?
Machen wir hierzu einen Schritt in die Modewelt. Man kann entweder Mode tragen oder einen eigenen Stil besitzen. Diesen zu finden, ist schwierig, Mode hingegen ist einfach. Menschen mit eigenem Stil sind aber oft viel interessanter – sie sind authentisch. Auch in der Einrichtung sehnen sich Menschen nach Authentizität. Diese wird durch solides Design, das den Menschen im Zentrum sieht, erreicht!
Für eine Einrichtung gibt es viele Entscheidungen zu treffen. Wie unterstützen Sie Ihre Kunden in diesem Prozess?
Die Fülle an Angeboten, die vor allem durch soziale Medien stets zur Verfügung steht, kann überfordern und eine Entscheidung erschweren. So vergehen plötzlich Jahre und man ist noch immer auf der Suche nach dem perfekten Objekt. Hier sehe ich eine wichtige Rolle, die wir gegenüber unserer Kundschaft einnehmen. Nachdem wir die Bedürfnisse unserer Kunden verstanden haben – wer sie sind und was sie von ihrem Zuhause erwarten – zeigen wir ihnen eine gezielte Auswahl an Produkten. Wir brechen mit unserer Kompetenz, zu der eine sorgfältige Selektion von Lieferanten gehört, die Auswahl herunter und geben unseren Kunden Sicherheit, für sich die richtige Entscheidung treffen zu können.
Unsere Ausgabe steht unter dem Motto «Mehr Meer». Viele denken wohl eher an sonnige Wärme am Mittelmeer als an den hohen, kalten Norden. Sehen Sie dennoch Parallelen im Design?
Natürlich gibt es Parallelen, die Unterschiede sind aber wohl deutlicher zu erkennen: Im skandinavischen Design sind die Dimensionen oft menschlicher. Das Design ist allgegenwärtig, denn das Wohnen hat in der breiten Bevölkerung Skandinaviens einen sehr hohen Stellenwert – wir sind Spezialisten in «Hygge».