Wort: Anina Cammarota / Bild: Ruben Hollinger
Wir haben uns mit Armin Pfister, dem Inhaber von Späti Wohnkultur, unterhalten und sind dabei den Geheimnissen guten Designs auf den Grund gegangen.
Armin Pfister, Sie posieren mit dem «Egg Chair» von Arne Jacobsen – ein Klassiker. Was macht diesen Stuhl für Sie so besonders?
Gutes Design ist für mich wie ein kleines Geheimnis, das mich in den Bann zieht, mit mir kommuniziert und mir immer wieder aufs Neue Freude bereitet. So geht es mir auch mit diesem ikonischen Entwurf. Seine harmonische, organische Form vermittelt Halt und Geborgenheit – fast wie in einem Kokon – was ich sehr schätze. Dabei ist er trotz seiner einfachen, minimalistisch ausgewogenen Proportionen alles andere als langweilig!
Warum bleiben Designklassiker Ihrer Meinung nach trotz neuer Kreationen so beliebt?
Designklassiker besitzen dieses gewisse Etwas, eine Art Magie, an der man sich nicht sattsehen kann. Selbst wenn man glaubt, das Design vollständig entschlüsselt zu haben, entdeckt man bei erneuter Betrachtung eine neue unerwartete Linie oder eine neue Form. Es scheint eine Zauberformel aus Ästhetik, Funktionalität, Qualität und Einfachheit zu sein, die diesen Klassikern innewohnt.
Was braucht es, damit ein Design zu einem Klassiker wird?
Ich glaube, in unserer schnelllebigen Welt gibt es viele Dinge, die nicht von Dauer sind – die ihren Nutzen und besonders ihren Reiz schnell verlieren. Damit ein Design zu einem Klassiker werden kann, muss es für Nutzerinnen und Nutzer nachhaltig relevant bleiben. Design muss auf grundlegende, immer vorhandene Bedürfnisse reagieren, sodass es über Generationen hinweg weitergegeben und geschätzt werden kann. Die Stühle von Horgenglarus sind für mich das beste Beispiel – sie haben von Anfang an die Kriterien für nachhaltiges und gutes Design erfüllt. So kann Design sogar zu einem Symbol einer Lebensweise werden.
Was gibt es bei der Kombination von zeitgenössischen Möbeln und Designklassikern zu beachten?
In ihrer Langlebigkeit und Zeitlosigkeit sind Designklassiker ungemein anpassungsfähig: Sie fügen sich mühelos in verschiedene Umgebungen ein und adaptieren unterschiedliche Stilrichtungen. Daher ist es besonders wichtig zu verstehen, dass Designklassiker ein guter Ausgangspunkt für eine Einrichtung sein können, aber noch kein persönliches Zuhause schaffen. Als Einrichtungsgeschäft ist es unsere tägliche Aufgabe, der Kundschaft zu zeigen, wie zeitgenössische Möbel und Klassiker in ihrem Zuhause in stimmigem Zusammenspiel von Licht, Farbe und Formen kombiniert werden können. Dies ist ein gemeinsamer, kreativer und individueller Prozess, auf den wir uns mit unserer gesamten Kundschaft einlassen.
Späti bietet neben der Einrichtung auch innenarchitektonische Planung an. Wo können Architektur und Einrichtung verschmelzen?
Bei einem Einrichtungskonzept begleitet uns die Architektur des Gebäudes stets – sei es in Form des Grundrisses, der Lichtführung oder der bereits vorhandenen, prägenden Materialien. Auch die Geschichte des Gebäudes spielt eine Rolle. Es ist für alle von Vorteil, wenn die Zusammenarbeit mit dem Architektenteam früh im Entstehungsprozess beginnt.
Haben Sie einen persönlichen Lieblingsdesignklassiker?
Ich schätze Designschaffende, die sich einerseits der Gestaltung und Herstellung verpflichten, sich aber gleichzeitig der Verantwortung stellen, wohin der Konsum führt. In der Schweiz gibt es eine Vielfalt an gutem, oft auch demokratischem Design. Ein gutes Beispiel ist Kurt Thuts Faltvorhangschrank, der durch seine Funktionalität und Schlichtheit zum Designklassiker wurde.