Zehn Jahre Luxus-Know-how

Der Masterstudiengang Design for Luxury and Craftsmanship der Talentschmiede Ecal feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Wir blicken mit dem Studiengangsleiter Nicolas Le Moigne auf die letzte ­Dekade zurück und erfahren, welche spannenden Projekte er zurzeit in der Pipeline hat.
Nicolas, du leitest seit 2012 den Masterstudiengang Design for Luxury and ­Craftsmanship. Erzähl uns etwas zu seiner Geschichte.
Pierre Keller, der damalige Ecal-Direktor, rief das Studium 2009 ins Leben. Die Idee entstand aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung mit diversen Herstellern, die ein Bedürfnis nach einem solchen Modul hatten, und des Standorts Schweiz. Wir befinden uns nämlich in der Nähe von wichtigen Drehscheiben wie Paris und Mailand; die heimische Uhrenindustrie ist ein zusätzlicher Vorteil. Pierre hatte eine klare Vision: Er wollte sich auf die Zusammenarbeit mit Marken fokussieren, um so ein immersives und praxisorientiertes Programm zu schaffen. Das Angebot ist nach wie vor einzigartig, denn nirgends sonst haben Studenten die Möglichkeit, innert zehn Monaten so viel Erfahrung mit international renommierten Brands zu sammeln.

Drei Jahre nach der Gründung hast du die Leitung übernommen. Wie kam es dazu?
Als der Studiengang gegründet wurde, war ich Dozent im Industriedesign-Department und hatte nebenbei mein eigenes Studio. Ich arbeitete sehr eng mit vielen Herstellern sowie Designgalerien zusammen und sammelte viel Erfahrung. Das bot mir die Möglichkeit, Luxus und Handwerk gründlich zu verstehen,
und war auch der Grund, weshalb Alexis ­Georgacopoulos, der aktuelle Ecal-Direktor, mir die Stelle anbot. 

Was hat sich seither verändert?
Als ich die Stelle antrat, gab es bereits tolle Kooperationen mit Edelmarken wie Christofle, Baccarat, Audemars Piguet etc. Die Projekte waren aber stark auf die Uhren- und Tabletop-Industrie ausgerichtet. Ich wollte ein grösseres Netzwerk schaffen und andere Bereiche wie Mode, Kosmetik und Gastronomie miteinbeziehen – das haben wir mittlerweile auch geschafft. Diese Multidisziplinarität weiterzuentwickeln, ist nach wie vor mein Ziel geblieben.
Wie hat sich die Definition von Luxus in der Branche während der letzten Jahre verändert?
Es ist ein ständiger Wandel … Früher wurde ein teures und einwandfreies Objekt als luxuriös empfunden. Heute dreht sich alles um die Geschichte dahinter sowie um Einzigartigkeit. Die Kunden interessieren sich immer mehr für den Herstellungsprozess, die Nachhaltigkeit etc. Die Produkte müssen also nicht mehr nur oberflächlichen Ansprüchen genügen, um luxuriös zu sein.

Hat dieser Wandel den Studiengang ­beeinflusst?
Ja. Anfangs mangelte es den Marken vor allem an Kreativität – deshalb wandten sie sich auch an uns. Es drehte sich fast alles um Ästhetik. Jetzt kommen sie mit sehr experimentellen Ansätzen zu uns. Sie suchen vermehrt innovative Herangehensweisen, die aktuelle Themen wie Langlebigkeit und Ökologie berücksichtigen.

Steckt der wahre Luxus also im ­Herstellungsprozess?
Definitiv – vor allem in der Handwerkskunst. Es ist erstaunlich, wie talentiert und spezialisiert diese Menschen sind.

Wie bringst du dieses Handwerk deinen Studenten näher?
Es ist sehr wichtig, dass sie verstehen, was hinter jeder Marke und jedem Objekt steckt. Deshalb besuchen wir für jedes Projekt die Manufaktur des Labels. Bald gehen wir ­beispielsweise zu Marsotto nach Italien, damit die Studenten sehen, wie man Carrara-Marmor zu Möbeln und Accessoires verarbeitet.

Das ganze Interview lesen Sie in der Dezemberausgabe der Wohnrevue. Hier bestellen.

Master of Advanced Studies in Design for Luxury and Craftsmanship
Der Masterstudiengang dauert zehn Monate und umfasst praktische Kooperationen mit Luxusmarken (u. a. Hermès, Vacheron Constantin, Chopard), Wissen über spezielle Verarbeitungstechniken edler Materialien, Besuche bei Luxusgüterherstellern und vieles mehr. Die Klassen bestehen aus 15 bis 18 Studenten aus verschiedenen Disziplinen und Ländern.
ecal.ch

Nicolas Le Moigne
Der Lausanner schloss 2007 sein Studium an der Ecal ab und erhielt anschliessend einen Lehrauftrag im Industriedesign-Department. 2012 wurde er zum Leiter des Masterstudiengangs Design for Luxury and Craftsmanship befördert. Parallel dazu ist er als Designer tätig und führt das Desgin- und Kommunikationsbüro Le Moigne Le Moigne zusammen mit seiner Frau Virginie.
lmlm.family

Wort
Nuria Peón

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