«Die Situation zwingt uns, unsere Bedürnisse anzupassen»

Seit einigen Wochen arbeiten viele von zu Hause aus. Was macht das mit uns? Darüber sprachen wir mit Caroline Spirig. Die Psychologin und Innenarchitektin gibt Tipps, wie Sie daheim effizienter arbeiten können.
Caroline Spirig, Sie führen mit den Geschwistern Anika und Patrick Müller das Zürcher Designstudio Raumreaktion. Gemeinsam mit der Innenarchitektin und dem Industriedesigner gestalten Sie Räume für Menschen und ihre spezifischen Bedürfnisse – in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Co-Working. Sie sind Psychologin und zudem Innenarchitektin. Demnach beschäftigen Sie sich gerne mit verschiedenen Innenleben…
Mich interessiert sowohl das innere als auch das äussere Leben und Erleben: Ich befasse mich mit den inneren Räumen und den Räumen, welche den Menschen umgeben. Es war schon immer so, als schlügen zwei Herzen in meiner Brust – die Affinität zur Architektur und das Interesse am Menschen. Als Innenarchitektin, Psychologin, Supervisorin und Coach bereitet es mir Freude, meine Fähigkeiten und Erfahrungen bei Raumreaktion einbringen zu können. Wir ergänzen uns – Anika, Patrick und ich –, unsere unterschiedlichen Kompetenzen befruchten sich gegenseitig.

Ums Innenleben und um Rückzug dreht sich auch unser Fokusthema Cocooning. Aufgrund der Corona-Krise herrschen Ungewissheit, Unsicherheit und leider auch Ängste. Es scheint daher umso wichtiger, dass unser Zuhause zum Ort der Geborgenheit wird, wo wir uns zurückziehen können. Ist dem so?
Jeder Mensch geht mit Krisen anders um. Doch eines ist bei allen gleich: Fühlen wir uns nicht sicher, suchen wir nach Schutz. Daher ist Wahrnehmung von Sicherheit massgeblich für unser Wohlbefinden. Tatsache ist, dort, wo wir uns sicher fühlen, sind wir kompetenter und erbringen eine bessere Leistung. Fürs eigene Kontrollempfinden kann es z. B. hilfreich sein, statt mit dem Rücken zur Tür zu sitzen, einen guten Blick darauf zu haben. Cocooning hat zudem mit sensorischem Empfinden zu tun. Die Haut, unser grösstes Organ, ist auch in hohem Masse vom Social Distancing betroffen – kein Händeschütteln, keine Umarmungen mehr. Da wird z. B. ein Stuhl mit einem ergonomischen Sitz, der bequem ist und Halt bietet, umso wichtiger.

Wie lässt sich denn in den eigenen vier Wänden ein Ort der Ruhe, der Sicherheit und der Produktivität schaffen?
Nehmen Sie zuerst eine Verortung vor: Wo führen Sie welche Tätigkeiten aus? Es ist z. B. nicht förderlich, wenn am Esstisch gegessen, gespielt und noch gearbeitet wird. Richten Sie sich eine Ecke ein, die nur für die Arbeit bestimmt ist und die Ihnen Impulse vermittelt: Ich gehe jetzt zur Arbeit und bin fokussiert. Versuchen Sie, die Arbeitsecke so zu gestalten, dass ebendiese das fördert, was dort geschehen soll. 

Das ganze Interview lesen Sie in der Maiausgabe der Wohnrevue. Hier bestellen.

Raumreaktion
Caroline Spirig und die Geschwister Anika und Patrick Müller sind die kreativen Köpfe hinter dem Zürcher Studio für Design und Psychologie, welches sich an der Schnittstelle von Mensch, Arbeit und Raum bewegt. Das interdisziplinäre Team – aus den Fachgebieten Psychologie, Innenarchitektur und Produktdesign – heimste seit der Gründung von Raumreaktion 2018 einige Aufträge ein. Es gestaltete u. a. die Destillerie Turicum in Zürich, konzipierte einen Co-Learning Space für das Gymnasium der Neuen Stadtschulen St. Gallen und entwarf die Räumlichkeiten von Big Kaiser in Rümlang, dem Hersteller für Präzisionswerkzeuge. Zurzeit steht die Umsetzung des neuesten Projekts an: die Gestaltung und Einrichtung der gymnasialen Oberstufe an der Alemannenschule in Wutöschingen, die Trägerin des deutschen Schulpreises 2019 war.
raumreaktion.ch

Wort
Luisa Aeberhard

Bild
Valentina Verdesca

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