Im Bereich Leuchtendesign hat die Schweiz gleich mehrere helle Köpfe vorzuweisen. Wir ehren eine Grande Dame dieser Disziplin, feiern das Jubiläum einer Traditionsfirma und zeigen auf, was zwei Lichtprofis derzeit umtreibt.
Werkstatt und Showroom in einem
Schätti Leuchten
Ende Mai eröffnete Schätti einen neuen Showroom in Schwanden im Kanton Glarus. Hier werden einerseits Schätti-Leuchten und andererseits die Kaffeemaschinen Olympia Express präsentiert – beides Label des Mutterhauses Schätti Metallwarenfabrik. Gestaltet wurde der 500 m2 grosse Raum in den historischen Therma-Werkhallen vom Schweizer Designer Jörg Boner. Er hat in langjähriger Zusammenarbeit mit dem Leuchtenbrand auch die gesamte Kollektion entworfen. In einem Gespräch hat er uns mehr über das Gestaltungskonzept des Showrooms erzählt und verraten, was er schätzt am kleinen, feinen Schweizer Produktionsbetrieb.
Jörg Boner, der neue Ausstellungsraum befindet sich in einem besonderen Gebäude. Welche Bedeutung hat dieses für dich?
Die Therma-Werkhallen sind ein Stück Schweizer Industriegeschichte. Lange Zeit wurden hier Kochherde, Kühlschränke und andere Haushaltgeräte produziert. Der Unternehmer Thomas Schätti hat erkannt, wie wertvoll dieses Erbe ist und setzt darauf, die Industriekultur wieder zu beleben und auszubauen; das finde ich toll.
Was waren deine Überlegungen für die Gestaltung des Showrooms?
Zwei Themen waren entscheidend. Zum einen ging es darum, die zwei Markenwelten von Schätti, die Leuchten und die Kaffeemaschine Olympia Express, eigenständig zu präsentieren und doch eine Einheit zu schaffen. Zum anderen ist der Raum nicht nur Ausstellung, sondern gleichzeitig auch Werkstatt. Deshalb würde ich nicht von einem Showroom, sondern eher von einem Industrieatelier sprechen. Es ging Thomas Schätti und mir darum, die Herstellungsweise der Produkte als integraler Bestandteil der fertigen Produkte der erlebbar zu machen.
schaetti-leuchten.ch, joergboner.ch
Prägendes Lebenswerk
Baltensweiler
Diese Grande Dame schrieb Schweizer Designgeschichte: Rosmarie Baltensweiler (1927 – 2020). Die kürzlich verstorbene Innenarchitektin arbeitete in den 50er-Jahren bei Max Bill, bevor sie gemeinsam mit ihrem Mann Rico Baltensweiler (1920 – 1987) in einem Atelier an der Reuss begann, Leuchten zu entwerfen. Ihr erstes Modell, die «Type 600», wurde für den Eigenbedarf im Atelier entwickelt. Die funktionelle Leuchte – mittlerweile eine hiesige Designikone – fand schnell bei befreundeten Architekten Anklang und schaffte es schliesslich in eine Musterwohnung Le Corbusiers, wodurch der 1951 gegründeten Leuchtenfirma der internationale Durchbruch gelang. Heute umfasst das Sortiment des Familienunternehmens, das in dritter Generation geführt wird, mehr als ein Dutzend Leuchtenserien, darunter «Topoled S» (im Bild).
baltensweiler.ch