«Eine Vision muss ins Herz hinunterrutschen»

Seine Projekte sind aufsehenerregend, um nicht zu sagen abgefahren: Schon manche Berge, Landschaften, Gebäude und Monumente hat Gerry Hofstetter mit seinen Lichtkunstprojektionen in temporäre Kunstobjekte verwandelt. Der Lichtkünstler ist nicht zu bremsen.
Ein Polarbär auf einem Eisberg, ein Pharao auf der Frontseite einer Pyramide, Backsteine auf dem Brandenburger Tor: Fotos von Lichtkunstprojektionen schmücken die Wände im Büro. Neben dem Fenstersims thront das Matterhorn in Kleinformat. Auf den Tischen türmen sich Stapel von Papier und Mäppchen – vollgeschrieben mit Ideen und gefüllt mit Konzepten. «Ich hatte noch keine Zeit, um aufzuräumen», sagt Gerry Hofstetter.
Noch vor ein paar Tagen befand sich der 58-jährige Lichtkünstler im Gebirge auf knapp 3000 m ü. M.: Auf Anfrage der Gemeinde Zermatt illuminierte er während fünf Wochen das Matterhorn – als Zeichen der Hoffnung und der Solidarität in der Corona-Krise. Rund 80 Botschaften, Symbole und zahlreiche Nationalflaggen projizierte er mit seinem Team an den Felskoloss. 3,8 km betrug die Distanz zwischen der Projektionsfläche und dem Ort, wo sich Hofstetter und sein Assistent mit der technischen Ausrüstung aufhielten. Anfangs waren die Lichtbilder 800 m hoch, später sogar über 1,6 km – «wir wollten noch mehr Hoffnung geben», erzählt Hofstetter. Seine Lichtkunst wurde von seinem Film- und Fototeam in Fotografien festgehalten, diese gingen in den sozialen Medien viral. Die Nationalflaggen lösten gar manche Gegenreaktion aus. So wurden in einigen Ländern als Dank bekannte Gebäude mit Schweizer Kreuzen beleuchtet. 

Grenzerfahrungen in der Wüste
«Licht ist der Ursprung allen Lebens», sagt Hofstetter. Licht sei positive Energie, Hoffnung – nicht umsonst heisse es: «Licht am Ende des Tunnels sehen.» Hofstetter bezeichnet sich nicht als Künstler, sondern als «Gerry, der beleuchtet», der sein Team zu Höchstleistungen bringe, sodass die Ergebnisse viel Freude erzeugten – und bei manchem gar Hühnerhaut auslösten. Das Prinzip seiner Arbeitsweise funktioniert so: Auf eine hitzebeständige Glasplatte wird das Motiv mit Spezialfarbe gemalt und dann mittels eines oder mehreren Projektoren – mit einer 1200°C heissen Lichtquelle – auf das Objekt projiziert. Hofstetter geht dabei jeweils der Frage nach: «Wie kann ich im Einklang mit der Natur das Wetter zu meinem Freund machen und unter widrigsten Umständen mit Licht etwas Schönes zaubern?» Der Lichtkünstler machte schon einige Grenzerfahrungen, etwa in der Wüste, als neben ihm ein Blitz einschlug und es plötzlich in Strömen regnete. Sein Kampfgeist kommt nicht von ungefähr, war er doch im Militär in verschiedenen Funktionen tätig, etwa als Hauptmann, Gebirgsgrenadier, Sprengspezialist oder als Scharfschütze.
hofstetter-marketing.com

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Wort
Luisa Aeberhard

Bild
Michael Kessler
Frank Schwarzbach

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