Ein Fels, gefüllt mit Leben

An bester Hanglage in Klingnau haben sich Stephanie und Eric ihren persönlichen Wohntraum erfüllt. Stilgebend am archa­ischen Bau von Wespi de ­Meuron Romeo Architekten ist eine vorgesetzte Fassade aus grobem Waschbeton. Die krude Materialwahl zieht sich vom Aussen- in den Innenraum und verleiht dem Gebäude einen ­unverkennbaren Charakter.
Zurück zu den Wurzeln
Stephanie und Eric sind in Klingnau im ­Aargau aufgewachsen. Der Data-Scientist und die Dekorationsgestalterin lebten aber über viele Jahre im aargauischen Baden. Erst der Wunsch nach einem Eigenheim führte die beiden zurück an ihren Heimatort. An einem Steilhang erwarben sie eine Bauparzelle. Die jungen Eltern hatten bereits beim Kauf des Grundstücks eine klare Vorstellung, wie ihr Haus aussehen sollte: ein in die Landschaft eingebetteter, markanter Monolith mit einem wohnlich-sanften Innenraum. Sie recherchierten im Internet, welches Architekturbüro ihren Vorstellungen entsprechend baute, und wurden bei Wespi de Meuron Romeo Architekten fündig. «Ihre Projekte sind meistens sensibel in die Umgebung gesetzt und verbinden oft Glas, Stein, Beton und Holz. Materialien, die wir uns für unser neues ­Zuhause ebenfalls wünschten», sagen die ­beiden. Kurz entschlossen kontaktierten sie das Architekturbüro.

Gekonnt verwittert
Am unteren Ende der Parzelle befindet sich ein relativ grosser Fels. Diese Gegebenheit brachte die Architekten auf die Idee, das Gebäude als Fortsetzung des Steins zu planen und entsprechend zu materialisieren. «Die vorgesetzte Fassade steht zum Teil auf dem  Felsen», erklärt Architekt Jérôme de Meuron und ergänzt: «Zwischen Fassade und Wohnraum entsteht ein geschützter Raum mit überdecktem Balkon samt Feuerstelle, direktem Zugang zum Garten und spannenden Ausblicken auf die umliegende Landschaft.» Auffallend in der Fassadengestaltung ist der grobkörnige Waschbeton, der im Verlauf der Zeit weiter abdunkeln wird. Er werde mit einem speziellen Verfahren hergestellt, sagt de Meuron: «Neu ist das Verfahren nicht. Man kennt ausgewaschenen Beton aus den 60er-Jahren.»
Damals entstanden beispielsweise die massiven Blumentöpfe mit der gleichmässig gerubbelten Kieselsteinoberfläche, die bei vielen Schul- und Gemeindehäusern aus dieser Zeit stehen. Früher wurden aber bewusst Kieselsteine mit identischer Grösse in den Beton gemischt, wodurch eine künstliche Optik erzielt wurde.Beim Objekt in Klingnau entschieden sich die Architekten für eine handelsübliche Betonmischung mit unterschiedlich grossen Steinen. Letztere machen den natürlichen Look aus. «Die Verschalung, in die der Beton gegossen wird, wurde vorher mit einem Mittel behandelt, das die Aushärtung verzögert», führt de Meuron aus. Nach ca. 24 Stunden wird die Verschalung entfernt und der ­Beton mit Wasser abgespritzt, wodurch die raue Oberfläche entsteht. Hier bedarf es besonderer Vorsicht: Wenn die Flächen stellenweise mit zu hohem Wasserdruck behandelt werden, entstehen unschöne Löcher. Letztere sucht man in Klingnau aber vergebens.

Den ganzen Beitrag lesen Sie in der Septemberausgabe der Wohnrevue. Hier bestellen.

Wort
Benjamin Moser

Bild
Monica Spezia, Living Inside

Produktion
Francesca Sironi, Living Inside

Projekt
Architektur
Wespi de Meuron Romeo Architekten
Via G. Branca Masa 9
6578 Caviano
wdmra.ch

Ausführungsplanung und Ausführung
Weberbuess Architekten
St.-Johanns-Ring 141
4056 Basel
weberbuess.ch

Baumeister
K. Vögele Hoch + Tiefbau
5316 Leuggern
kvoegele.ch

Fensterbauer
Ernst Keller
5313 Klingnau
kellerfenster.ch

Schreinerarbeiten
Schreinerei Fischer
5314 Kleindöttingen
holz-fischer.ch

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