Leben und arbeiten unter einem Dach

Im Herzen Zürichs, direkt an der Limmat, wohnt Conor Mccreedy. Geboren und auf­gewachsen ist der umtriebige Künstler in Südafrika, bekannt geworden ist er in New York City. Wir besuchten den Weltenbürger in seiner feu­dalen Bleibe, die er seit 2013 bewohnt.
In der internationalen Kunstszene ist Conor Mccreedy längst kein No-Name mehr. Hier in der Schweiz hingegen erkennt ihn kaum jemand auf der Strasse – ausgenommen Mitglieder der hiesigen Kunst-, Galerie- und Sammlerszene. «Das ist einer der Gründe, weshalb es mich nach Zürich verschlagen hat», gesteht er und ergänzt: «Ich fühle mich hier wohl und aufgehoben – vor allem aber kann ich mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren. Das war nicht immer so.»

Der Weltenbummler
Der 1987 geborene Conor wächst in Johannesburg, Südafrika, auf. Im zarten Alter von sechs Jahren entdeckt er seine Passion fürs Malen. «Seit dann male und zeichne ich ununterbrochen – ich komme einfach nicht davon los», gesteht er lachend. Auf dem College spielt er Golf und steht zeitweilig kurz vor dem Beginn einer Profikarriere. Sein Herz aber schlägt für die Malerei, weshalb er nach Manhattan zieht, um am Pratt Institute freie Kunst zu studieren. 2007 bricht er das Studium frühzeitig ab und beginnt eine Karriere als freischaffender Künstler. Er ist der jüngste Maler der ­Geschichte, der im renommierten National Arts Club eine Einzelausstellung bekommt. Letztere öffnet ihm die Tore zur internationalen Kunst- und Sammlerszene. Schon damals beschränkt er sich in seinem künstlerischen Schaffen auf die Farbe Blau und lässt später sein eigenes Pigment, das sogenannte Mccreedyblue patentieren. Verschiedene Kooperationen folgen, unter anderem mit Bulgari oder Rolex. Das Leben im Big Apple ist aber hektisch und anstrengend. «Ich war nonstop unterwegs, um mich mit Leuten zu treffen, Kontakte zu knüpfen, zu arbeiten», erzählt er. Ausgelaugt von der Grossstadt nimmt er sich eine Auszeit in seiner Heimat Südafrika und gründet eine Stiftung zum Schutz wilder Löwen. «Danach wollte ich nach Berlin ziehen, um in der dortigen Kunstszene Fuss zu fassen. Ein Freund riet mir, stattdessen nach Zürich zu kommen», erklärt Conor. «Zudem erzählte er mir, Zürich sei die meist unterschätzte Stadt der Welt, mit der höchsten Dichte an Galerien pro Quadratmeter. Das machte mich neugierig!» 2013 wohnt er für kurze Zeit im The Dolder Grand und später im Kindli-Hotel am Rennweg. Eines Tages ist er auf der Suche nach einer Tischleuchte und betritt einen unscheinbaren Laden direkt an der Limmat in unmittelbarer Nähe zur Gemüsebrücke. Vom Verkäufer erfährt er, dass das Lokal bald frei wird, und beschliesst, sein Atelier hierhin zu verlegen. Wie es der Zufall will, werden ein Jahr später Mietobjekte oberhalb des Ateliers frei und er kann weitere Teile des Gebäudes mieten. Kontinuierlich erweitert er seine Räumlichkeiten und verlegt schliesslich auch seinen Wohnort hierhin. Teile des Gebäudes stammen aus dem 16. Jahrhundert. Anfänglich ist hier ein Gefängnis untergebracht, später die Räume als herrschaftliche Wohnräume bzw. als Private-Banking-Abteilung von Citibank genutzt. Conors Zuhause ist gekonnt in drei Bereiche gegliedert, die sich optisch stark unterscheiden, in ihrer Diversität aber ein stimmiges Ganzes ergeben. Die Wohnräume bestechen durch reich verziertes dunkles Holztäfer und sind mit antikem Mobiliar bestückt – unzählige Trouvaillen, Glaskunst, bemaltes Porzellan und schwere Samtvorhänge sorgen für Noblesse. Wenn sich Conor zurückziehen will, begibt er sich in die Bibliothek, die überfüllt ist mit Büchern über Kunst, Architektur und Geschichte. «Ich nenne die Bibliothek auch gerne meinen Safari-Room», räumt er ein. Das passt: Inmitten der Sammlerstücke prangt das Bild eines Leoparden hinter einer exotischen Zimmerpflanze hervor – der enge Bezug zur südafrikanischen Wildnis ist spürbar. Mindestens einmal im Jahr kehrt er nach Botswana zurück und geht in den Dschungel auf Safari: «In der Wildnis komme ich zur Ruhe. Ich beobachte wilde Tiere und bewundere die Natur – meine Heimat inspiriert mich immer wieder aufs Neue.» In seiner Zweitheimat Zürich sind die Wände der Wohnräume dicht mit Werken meist zeitgenössischer Künstler aus der ganzen Welt bebildert. «Ich liebe die Kunst – nebst dem Erschaffen bereitet mir auch das Sammeln grosse Freude», sagt Conor.

 
Zentrum des Schaffens
Vom grosszügigen Speisesaal mit Blick auf die Limmat erreicht man das Herzstück seines hiesigen Lebensbereichs, das Atelier. Optisch bildet es einen starken Kontrast zu den feudalen Wohnräumen. Beim Betreten stechen vier Themen ins Auge, um die sich Conors Arbeit dreht: Da ist zum einen die Farbe Blau, der sich Conor seit Anfang zwanzig verschrieben hat. «Es gibt eine Handvoll Bilder, die nicht blau sind. Sie sind aber längst bei privaten Sammlern eingelagert», sagt er.

conormccreedy.com

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Wort
Benjamin Moser

Bild
Douglas Mandry

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