Wort: Irène Münger / Bild: Jan Kath
Die Teppiche von Jan Kath zählen zu den hochwertigsten und aussergewöhnlichsten unserer Zeit. Die Entwürfe werden in seinem modernen Bochumer Studio am Computer erarbeitet und digital an die Werkstätten in Asien gesendet. Bei der Produktion jedoch setzt der Designer auf jahrhundertealte Methoden. Das Hauptmaterial ist tibetische Hochlandwolle; eine der wertvollsten und robustesten Wollqualitäten der Welt. Um ihre Eigenschaften zu erhalten, lässt Jan Kath sie nach alter Tradition verarbeiten. Bis heute bringen Hirten die Wolle ihrer Schafe mit Yaks zur Basisstation, wo sie im Fluss sorgfältig gewaschen und von Hand kardiert und gesponnen wird. Da die Schafe im Hochgebirge schwierigen klimatischen Bedingungen ausgesetzt sind, enthält ihre Wolle einen hohen Anteil an Lanolin und ihre Fasern sind besonders lang und leicht elastisch. Diese Charakteristiken schützen die Teppiche auf natürliche Weise vor Schmutz. Zudem nimmt Wolle Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab. Aufgrund dieser Besonderheiten ist ein Wollteppich antistatisch und fördert ein angenehmes Wohnklima.
Materialien, Farben, Lichtreflexe
Das Mischen von Materialien ist neben der Farbauswahl eine weitere Gestaltungsmöglichkeit, ausgewählte Bereiche im Teppich subtil zu betonen. So kommen neben Wolle auch Seide und Nessel zum Einsatz. Diese reflektiert Licht wunderbarbar und verleiht ihm eine spannende Optik. Die Faser der Nilghiri-Nessel ähnelt der Baumwolle. Die Pflanze ist in den Höhenlagen des Himalayas heimisch. Von Bergbauern wird sie von Hand geerntet, getrocknet und geschält, um danach in ein Aschebad eingelegt zu werden. Die Nesselfasern werden mit einem Holzhammer aufgeschlagen, gelockert und in der Sonne getrocknet. Um den hellen Glanz zu erhalten, werden sie noch einmal in mit weissem Ton vermischtes Wasser getaucht, von Hand gereinigt und zu einem rustikalen Garn versponnen. Diese edlen Materialien, mit traditionellen Handwerkstechniken verarbeitet, machen die Seele der Jan-Kath-Teppiche aus.