Design als Stimme der Natur

Wort: Paula Mühlena / Bild: ZVG
Das Atelier NL hat schon so manches transformiert: Sand in Glas, Erde in Keramik, eine Kirche in ein Studio oder ganze Nachbarschaften in ein kollektiv agierendes Team. Das in Eindhoven ansässige Designerinnenduo schafft mit seinen vorwiegend keramischen, immer wohlgeformt und überlegt kuratierten Projekten vor allem eines: den Dialog zwischen Mensch und Natur.

Das ursprünglich für die Keramikproduktion genutzte Regal präsentiert hier im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam Arbeiten, Materialien und Gussformen des Atelier NL.

Mit seinen Projekten will das Atelier NL Geschichten erzählen und Menschen mit ihrer Umgebung und ihren Materialien verbinden. Dafür arbeiten die Gründerinnen Lonny van Ryswyck und Nadine Sterk mit lokalen Materialien wie Ton, Sand und Holz. Design ist dabei ihr Werkzeug: Es ist der Akt, etwas Rohes in ein Objekt zu verwandeln. Dabei, so betont van Ryswyck, liege der Fokus immer auch auf dem Dialog zwischen Natur und menschlicher Nutzung.

Das Atelier NL ist in einer ehemaligen Kirche untergebracht, die dank einer gemeinschaftlichen Aktion der Nachbarschaft und der Designerinnen als Studio erhalten werden konnte.

Normalerweise kauft man Ton im Laden. Anschliessend formt und brennt man ihn. Ein Aufenthalt in Peru allerdings brachte van Ryswyck dazu, anders über das Material und speziell dessen Beschaffung nachzudenken. Sie erzählt: «Dort kaufen Künstler ihren Ton nicht, sie graben ihn aus der Erde, präparieren ihn und tanzen auf ihm, um die Luftblasen zu entfernen. Das war das erste Mal, dass ich wirklich gesehen habe, woher das Material eigentlich kommt – und das hat alles verändert.»

Die Kacheln des Projekts «Polderwall» sind in der Form einer niederländischen Region angeordnet und spiegeln die Vielfalt der dortigen Böden wider – sichtbar etwa in den Farbnuancen.

Das Projekt «Polderwall», hier links oben abgebildet, illustriert diese Erkenntnis. Nach der Erfahrung in Südamerika reisten die beiden Designerinnen in die Region Noordoostpolder in den Niederlanden. Dort trafen sie 80 Bauern, erfuhren viel über deren Art, das Land zu bewirtschaften, und kehrten letztlich mit vielen Eimern voll Erde diverser Acker zurück. Diesen Rohstoff nutzten sie in Eindhoven dann zur Herstellung kleiner Kacheln. Geografisch angeordnet, bilden diese Kacheln eine Karte, die die Vielfalt des Bodens und die Materialeigenschaften der holländischen Region visuell übersetzen. Zudem entstand die Serie «Polder Ceramics». Die auf den Bauernhöfen gewonnene Erde wurde hier als Ton für verschiedenes Tafelservice genutzt, die jeweils mit einem Stempel ihre individuelle Herkunft anzeigen. So kann etwa das Gemüse auf derselben Erde serviert werden, die es hervorgebracht hat.

Den gesamten Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 11-24 der Wohnrevue.


 

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