Wort: Irène Münger / Bild: ZVG
Der Gestalter Fran Aniorte widmet seine Arbeiten der Kultur, der Flora und Fauna der mediterranen Länder. Beim Kreieren kehrt er gedanklich in seine glückliche Kindheit im südlichen Spanien zurück.
Der Künstler und Designer wurde in Alicante geboren, wo er eine Ausbildung als Interior Designer absolvierte. Nach längeren Aufenthalten in London und Berlin zog er nach Barcelona, wo er Kunst und Design studierte. Er lebt und arbeitet im Viertel El Poblenou der katalanischen Hauptstadt.
Fran Aniorte, Sie sind auf der iberischen Halbinsel geboren. Leben Sie am Meer?
Ich lebe und arbeite in Barcelona, im Viertel El Poblenou. Dort haben mein Partner und ich vor Kurzem eine Atelierwohnung gekauft, die wir jetzt umbauen. Zum Strand brauche ich zu Fuss höchstens zehn Minuten. Das Meer ist also nicht allzu weit weg. Ich sehe mich selbst als «Mediterranier». Mich reizt jedoch nicht nur die Küste, sondern auch das Landesinnere. Ich bin sehr von der mediterranen Flora fasziniert: den Pinienwäldern, den Obstbäumen, der trockenen Erde.
Was meinen Sie damit, ein «Mediterranier» zu sein?
Meine Kindheit habe ich in einem kleinen Dorf in der Nähe von Alicante verbracht. Das ganze Jahr hindurch hielt ich mich draussen auf, das Dorf und seine Umgebung waren mein Spielplatz. Die meiste Zeit war ich draussen in der Natur. Das hat mich stark geprägt. Die Sonne, das Meer, die warme Luft. Wenn ich etwas kreiere, ist es ein bisschen so, als würde ich in diese Erinnerungen zurückkehren, in denen ich so glücklich war, ganz in Kontakt mit der puren Natur.
Haben Sie aus diesem Gefühl heraus mehrere Ihrer Kollektionen dem Mittelmeer gewidmet?
Die Kollektion «Mediterraneo» ist mit dem kulturellen Erbe der mediterranen Länder verbunden. «Mare Nostrum» hingegen ist mehr den vielfältigen Landschaften gewidmet. Die meisten meiner Kollektionen sind – auf die eine oder andere Weise – vom Mittelmeerraum inspiriert: Griechenland, Spanien, Italien, Frankreich… diese einzigartigen Kombinationen aus Kultur, Geschichte, Essen, Lebensstil – das ist meine Welt.
Wie gestaltet sich Ihr Arbeitsprozess? Entwerfen Sie am Computer oder mit Stift und Papier?
Hinter meinen Arbeiten steckt meist eine persönliche Geschichte oder eine Erinnerung. Ein schöner Baum, der mir als Kind Schatten spendete beim Spielen oder ein Kunstwerk, etwa von Constantin Brancusi, einer meiner Lieblingskünstler. Ich reise viel, besuche Museen, Galerien, interessante Stores. Ich habe stets ein Skizzenbuch dabei, zeichne oder schreibe meine Ideen und Inspirationen auf. Danach baue ich ein Modell aus Karton, Metall oder Dingen, die ich in einem Baumarkt gefunden habe. Meistens setze ich mich dann an den Computer und beginne mit dem Rendering. Ich versuche, die Masse zu ermitteln und die Proportionen zu erkennen. Danach starte ich mit der Herstellung des ersten Prototyps, wenn möglich mit dem realen Material.
Was gefällt Ihnen an der Arbeit mit den Händen?
Es ist eine Art meditativer Zustand. Man lässt den Körper und die Sinne los. Meine besten Arbeiten entstanden nicht in meinem Kopf, sondern mit meinen Händen. Wenn ich Modelle baue, Prototypen herstelle oder meine Keramiken bemale; dann passiert die Magie. Ich kann intuitive Momente nicht wiederholen, deshalb sind alles Einzelstücke.
Welche Pläne haben Sie mit Ihrer Arbeit für die nächsten paar Monate?
Von meiner Pariser Galerie «Scene Ouverte» wurde ich für eine Solo-Ausstellung eingeladen, welche nächsten Frühling stattfinden wird. Ich werde demnach viel für diese Show arbeiten, die eine Kombination aus Möbeln, Malereien und Keramikstücken sein wird. Zudem werde ich mich auf eingegangene Kundenaufträge konzentrieren und mein neues Atelier in Barcelona fertigstellen.
frananiorte.com