Wort: Bernadette Bissig / Bild: Mirjam Kluka
Die Designerin und Künstlerin Simone Züger hinterfragt bestehende Normen, entwickelt neue Perspektiven und setzt sich für Vernetzung ein.
Simone Züger, als Sie sich vor zehn Jahren selbstständig machten, wurde Ihnen bewusst, wie untervertreten Frauen in der Kreativwirtschaft in Führungspositionen und als Selbstständige sind. So organisierten Sie Treffen für Gestalterinnen. Was bewog Sie dazu?
Ich verspürte eine grosse Sehnsucht nach Austausch mit Gleichgesinnten. Als Jungunternehmerin fehlten mir die Identifikation und Orientierung. Es gab wenige weibliche Vorbilder, auf die ich mich in der Schweiz beziehen konnte. Doch ich wollte tragende Verbindungen zu anderen Gestalterinnen schaffen. So habe ich die Treffen in Zürich initiiert. Ich hielt den Rahmen bewusst klein – wir waren jeweils zwölf selbstständig erwerbende Frauen –, um einen persönlichen Austausch zu ermöglichen.
Welche Fragestellungen kamen dabei zur Sprache?
Die Themen kreisten sowohl um ganz praktische Dinge, wie Offerten oder Rechnungen, den Wert von Dienstleistung, als auch um schwerer Fassbares, wie die gefühlte Unsicherheit des Selbstständigseins. Zudem ging es darum, sich gegenseitig zu bestärken sowie zu unterstützen. Aber auch Tipps auszutauschen oder Jobs weiterzugeben. Und zu erfahren, dass andere Frauen von ähnlichen Themen umgetrieben werden in einem Arbeitsalltag, der viel Unsicherheit mit sich bringen kann. Nach einem Unterbruch habe ich zusammen mit der Fotografin Mirjam Kluka die Treffen unter dem Namen Creative Friends Dinner wieder aufgenommen – in noch intimeren Rahmen.
Nicht nur beim Vernetzen sind Sie aktiv. Sie waren im Vorstand der Medienfrauen Schweiz und sind Mitgründerin des Fintech-Start-up Ellexx. Was treibt Sie an?
Mein Antrieb ist intrinsisch bedingt. Als Designerin und Künstlerin ist es mir ein Anliegen, Strukturen und Standards zu hinterfragen, reflektierte Lösungen anzubieten und die Welt aktiv mitzugestalten. Ich kann nicht nachvollziehen, warum wir Dinge weiterhin so machen sollten, nur ‹weil wir es immer schon so gemacht haben›. Doch für Problemstellungen, die so noch nie gelöst wurden, braucht es Mut und Fantasie. Als Kreative verlassen wir das Gewohnte, fordern herkömmliches Denken heraus und hinterfragen.
Was bräuchte es Ihrer Meinung nach, um Frauen in der Kreativwirtschaft sichtbarer zu machen?
Wir Frauen sollten das Konkurrenzdenken ablegen und uns gegenseitig weiterempfehlen. Dies bedingt, dass wir uns der eigenen Stärken bewusst werden und erkennen, wer wir sind und was wir können. Ich finde, den jüngeren Frauen sollten wir unser Wissen uneingeschränkt weitergeben, sie begleiten und für sie eine Mentorinnenrolle übernehmen. Nur so kann die notwendige Visibilität entstehen, die es braucht, damit sich Frauen an Frauen orientieren können.
Aktuell beschäftigen Sie sich auch mit frauenfreundlichem Wohnen. Was beinhaltet dies?
Wir leben in einer Welt, die von Männern für Männer designt ist – beim Wohnen zeigt sich dies etwa bei den Küchenkombinationen, die stets ein Tick zu hoch sind. Frauenfreundliches Wohnen bedeutet, Wohnräume und Quartiere so zu gestalten, dass sie die Bedürfnisse und Lebensrealitäten von Frauen in den Mittelpunkt stellen. Dabei geht es um weit mehr als nur Sicherheit – es geht um Gemeinschaft, Zugänglichkeit und eine gerechte Verteilung von Wohnraum und Ressourcen.