Wort: Bernadette Bissig / Bild: ZVG
Eine wechselvolle Geschichte weist er auf, der Spielplatz: von der Drillwiese über das kreative Tummelfeld bis hin zum Sändeliplatz.
Ein Spielplatz kann viel mehr als eine lieblos gestaltete, standardisierte öffentliche Fläche mit Sandkasten, Schaukeln und Rutschbahn sein. Dies offenbart das Buch «The Playground Project» von Gabriela Burkhalter. Kürzlich in einer erweiterten Neuausgabe erschienen, gibt das Nachschlagewerk Einblick in die facettenreiche und wechselvolle Geschichte der Spielplatzgestaltung und -forschung rund um den Globus.
Erste öffentliche Spielplätze entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts in westlichen Industriestädten, um unbetreute Arbeiterkinder zu beschäftigen. Dabei ging es weniger um die Förderung des kindlichen Spieltriebes, als vielmehr um Drill und körperliche Ertüchtigung der Kleinen. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte ein Umdenken ein. Dank wissenschaftlicher Studien wurde das Spielen der Kinder nicht länger als wertloser Zeitvertrieb abgetan. Eine Hochblüte erlebte der Spielplatz ab den 1950er- bis in die 1980er-Jahre – aufregende, verrückte und innovativ designte Spielplätze entstanden. Auch in der Schweiz hielten abstrakte Spielskulpturen Einzug. So etwa die «Elements Sculpturales» von Susi und Ueli Berger, die Betonskulptur «Trias» von Elsy Blom oder der «Lozziwurm» von Yvan Pestalozzi.
In den 1970er- und 80er- Jahren folgten vielerorts sicherheitstechnische Normen und Richtlinien. Dies führte dazu, dass Design- und Kunstschaffende die Spielplatzgestaltung aus Vorsicht spezialisierten Firmen überliessen. Eifrige Helikoptereltern trugen das Ihre dazu bei, dass frei gestaltete Plätze verschwanden. Heute wird der Spielplatz wieder vermehrt als kreativer Freiraum gesehen, den es entsprechend zu designen gilt. Alles andere als ein Kinderspiel.
The Playground Project, Gabriela Burkhalter, Park Books, 376 Seiten,
238 farbige und 54 s/w-Abbildungen, ISBN 978-3-03860-349-8