Kreativ im Flow

Während andere zaudern und hadern, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen, folgt Yael Anders einfach ihrer Intuition und dem Motto: Machen, ­machen, machen! Heute ist sie 27, seit sieben Jahren ihre eigene Chefin, entwirft Keramik, Schmuck, Printerzeugnisse und hat dieses Jahr mit ihren Live-Performances bei Modissa, bei denen sie vor Ort Kleider ­bemalte, Furore gemacht. Wer ist dieser Tausendsassa? Wie macht sie das? Was motiviert sie? Wir haben Yael Anders besucht in ihrem Zürcher Studio.

Bild: Simon Habegger

Sihlquai 125, ein altes, heruntergekommenes Gebäude an der Limmat. Aber eines mit Charme und viel Geschichte. Einst war hier die Kunstgewerbeschule untergebracht, die Vorgängerin der heutigen Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Yael Anders räumt auf und um, als wir kommen. Ihr Atelier teilt sie mit Kim Pham. Es ist mal Work Space, mal Meetingroom, in ständiger Veränderung – so wie die Gestalterin selbst. Der Raum wirkt wie eine warme Einladung; sanftes Herbstlicht strahlt durch die Fenster, draussen Bäume im Herbstkleid, die Limmat zieht träge vorbei. Eine Holzschrankwand strahlt verblasste Eleganz in den weissen, alten Raum.

Bild: Simon Habegger

«Es ist das ehemalige Direktorenzimmer der Schule für Gestaltung», sagt Yael Anders und fügt an, sie würde gerne Direktor*innenzimmer sagen, aber damals hätte es eben noch kaum Frauen auf der Chefetage gegeben. Was nach einem Detail klingen mag, ist typisch für die Zürcherin: Sie ist nicht nur kreativ, sondern sie interessiert sich genauso sehr für gesellschaftliche Themen wie die Gleichberechtigung. Nicht verkrampft, sondern mit lockerer Leichtigkeit und positiver Energie.

Bild: Simon Habegger

Das Interesse an gesellschaftlichen Themen, die Lust am Miteinander, am Netzwerken ist sozusagen die Basis von Yael Andersʼ Schaffen. Deshalb habe sie auch Kunstvermittlung studiert, betont die Designerin. «Das Vermitteln und der Austausch passen zu mir. Es ist ein Thema, das über die reine Form und Gestaltung hinausgeht.» Zurzeit macht sie den Master in Art Education an der ZHdK – neben zahlreichen anderen Projekten. Sie ist eine Selfmade-­Woman, sie probiert, experimentiert. «Ich mag verschiedene Dinge und mache gerne alles selbst, von der Konzeption über die Planung bis zur Realisierung.» Statt sich jahrelang in einen spezialisierten Bereich zu vertiefen, tüftelt sie in verschiedenen Feldern, will sich nicht festlegen oder schubladisieren lassen. Dennoch wird sie oft auf ein Thema reduziert, denn die meisten Arbeiten tragen eine Handschrift, die mittlerweile zu ihrem Markenzeichen geworden ist: grafische organische Linien, Formen und Zeichen. Die komponierten schwarz-weissen Illustrationen finden sich auf den Tassen und Vasen, auf ihren Agenden, die gerade frisch ab Druck angeliefert wurden. Die Agenden sind der Ursprung ihrer Laufbahn, was angesichts ihres breiten Schaffensspektrums manchmal etwas in Vergessenheit gerate, sagt Yael Anders.

Den ganzen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 12-21/01-22 der Wohnrevue. Hier bestellen.

Bild: Simon Habegger

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