Dass ihre Entwürfe Potenzial zur Serienproduktion haben, ahnten wir bereits vor einem Jahr. Nach langer Wartezeit ist nun ihr erstes Produkt bei Pfister lanciert worden. Ein Blick in die kreative Welt von Alain Wipf, Manuel Jost und Elias Kopp – Gründer des Basler Designstudios Fink.
Vor einem Jahr entdeckte ich auf Instagram einen Jungdesigner, dessen saubere, schnörkellose Skizzen mich sofort begeisterten. Kurz danach hatte Elias bereits eine E-Mail von mir im Postfach. «Ich bin gemeinsam mit zwei Freunden gerade an der Gründung unseres Designstudios Fink», verriet er mit damals. Wie es der Zufall wollte, erfuhr ich von Elias im gleichen Zug, dass er mit einem dieser Freunde – Manuel – für unsere Rubrik «Die zündende Idee» in der Novemberausgabe 2019 eine Leuchte gestalten würde. «Make darkness visible» überzeugte in vollen Zügen: Ästhetisch, elegant und überraschend war die Leuchte aus dem 3D-Drucker. Dass die Jungtalente ein Flair für hochwertiges, durchdachtes Design mit Potenzial zur Serienproduktion haben, war schon damals klar.
Perfekt abgestimmt
Im Februar laden mich Elias, Manuel und Alain zu ihrem Atelier in Basel ein. Sie haben sich in einem Gebäude beim Campus der Hochschule für Gestaltung und Kunst in einem der vielen Atelierräume eingemietet. Ein langer Flur führt vorbei an zahlreichen Türen, eine davon schlicht angeschrieben mit «Fink». Hinter der weissen Tür erwartet mich ein kleiner, lichtdurchfluteter Raum. An den weiss gestrichenen Backsteinwänden hängen Whiteboards mit Notizen und To-do-Listen sowie graue Pinnwände, überspannt mit Skizzen. An der Decke hängt die «Make darkness visible»-Leuchte; mit einem Augenzwinkern verraten mir die drei Designer: «Dank der zündenden Idee konnten wir Manuel mit ins Boot holen.» Alain und Elias hatten bereits während des Studiums einige Projekte zusammen realisiert und dabei gemerkt, dass sie diese Zusammenarbeit auch in ihrer beruflichen Zukunft weiterführen möchten. «Ich wusste noch nicht genau, wohin es mich nach dem Studium verschlagen würde», ergänzt Manuel. Amüsiert höre ich ihnen zu, während ihre verschiedenen Persönlichkeiten zum Vorschein kommen. Mal plaudert einer frisch von der Leber weg, während der andere aufpasst, dass nicht zu viel verraten wird. Mal werde ich mit technischen Details beinahe überhäuft. «Wir pflegen eine familiäre Beziehung zueinander. Wir wissen, dass wir immer ehrlich sagen können, was wir denken, und die anderen nicht gleich einschnappen», sagen sie im Einklang. Wie ihre Charakterzüge, sind auch ihre beruflichen Hintergründe sehr unterschiedlich: Vor dem Studium war Manuel Konstrukteur, Alain Möbelschreiner und Elias Innendekorateur. Und genau dies macht ihre gelungene Zusammenarbeit aus: «Wir können alle verschiedene Perspektiven und unterschiedliches Know-how beisteuern.»
Das Ende der langen Wartezeit
Stundenlang erzählen mir die Gründer von Fink über laufende und noch nicht spruchreife Projekte – mit Leidenschaft und Überzeugung. Da ist zum einen das Gewächshaus «Swag-System» für das Projekt Igluna, das vom Swiss Space Center organisiert wird. Studententeams präsentieren diverse Produkte und Technologien zum Thema Weltraum-Habitat; Elias, Manuel und Alain unterstützen eines der Teams im Bereich Industriedesign und konzipierten das Gewächshaus so, dass es sowohl in einer Weltraumbasis als auch hier daheim oder in einem Restaurant eingesetzt werden kann. Zum anderen wurde nach langer Wartezeit ihre erste Produktfamilie bei Pfister lanciert: der «Cooper»-Stuhl samt passendem Tisch. Zwei Jahre lang war der Entwurf in der Pipeline, bevor das finale Produkt endlich auf den Markt kam – ursprünglich hatte Elias den formschönen Stuhl im Rahmen eines Wettbewerbs entworfen, dessen Organisator das Produkt schliesslich aber nicht umsetzen konnte. «Als Inspiration diente die Form der Rochen und ihre schwerelose, sinnliche Art, sich fortzubewegen», erklärt der Designer. Bevor ich mich verabschiede, zeigen sie mir noch «Fugl» – sozusagen das eigene Maskottchen des Designstudios. Es handelt sich um ein Dekorationsobjekt in Form eines Vogels, eines Finks eben. Das Accessoire besteht aus zwei gleichen geometrischen Formen, die beliebig angeordnet werden können, sodass verschiedene Varianten entstehen. «Mit Prototypen aus Keramik sind wir zur Fondation Beyeler gegangen, die den Vogel ins Sortiment aufnehmen wird», erzählen sie und fügen an: «Sobald das Produkt fertig entwickelt ist, werden wir weitere Museumsshops angehen.» Zurzeit arbeiten die Gestalter mit der deutschen Keramikmanufaktur Hedwig Bollhagen an der Umsetzung. Bis die übrigen Projekte sowie neuen Arbeiten des Trios wachgeküsst werden, müssen wir uns noch etwas gedulden. So viel sei bereits verraten: Gespannt sein kann man auf Kollaborationen mit Brands wie Burri und Sennheiser. Aber imerhin kommen nach einem Jahr diese Zeilen endlich schwarz auf weiss.