Der Zeit ein Schnippchen schlagen

Im Zürcher Niederdorf befindet sich das schmucke Büro von Daniela Aeberli. Die Architektin hat sich auf Bauen im Bestand und Denkmalschutz spezialisiert. Wir sprachen mit der sympathischen Macherin über aktuelle Projekte, zeitloses Design und Strategien, Brücken zwischen Alt und Neu zu schlagen.

Bild: Simon Habegger

Wir staunten nicht schlecht, als wir Daniela Aeberli in ihrem Büro besuchten. Die Büroräumlichkeiten von Aeberli Architekten befinden sich an der Zürcher Obmannamtsgasse, auf der Rückseite vom Neumarkt und erinnern an ein stilvolles Atelier in einem charmanten Hinterhof in Paris oder London. «Ich arbeite bereits seit 2010 hier», erzählt uns Aeberli und ergänzt: «Am Anfang noch mit zwei Partnern, ab 2018 habe ich das Büro dann übernommen und führe es seither alleine.» Ihre Leidenschaft für das Bauen im Bestand gründet in ihrer Kindheit, erzählt sie uns: «Ich wuchs am Zürichsee auf. Meine Familie wohnte immer in alten Häusern und wir Kinder lernten früh, den Sachen Sorge zu tragen – das hat mich geprägt.»

Bild: Simon Habegger

Sie studierte an der Zürcher Hochschule der Künste Szenografie und schloss später das Innenarchitekturstudium an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel ab. Danach arbeitete sie in verschiedenen Architekturbüros und machte sich mit zwei Partnern selbstständig. Gleichzeitig bildete sie sich an der ETH weiter und eignete sich in der Ausbildung zur Denkmalpflegerin laufend zusätzliche Kenntnisse auf dem Gebiet an. Letzteres erfordert ihrer Meinung nach eine fast schon demütige Haltung zur Arbeit als Architektin und der Bausubstanz gegenüber. «Im Denkmalschutz muss man sich nicht mit extravaganten Eingriffen in die Architektur eines Gebäudes verwirklichen wollen», betont sie. «Aktuell arbeiten wir im Büro an diversen Projekten.

Bild: Simon Habegger

Unsere Auftraggeber sind z B. das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich, aber auch der Kanton oder private Bauherren. Die Grösse der Aufträge variiert dabei stark, wobei nie so viele Mitarbeiter in ihrem Büro involviert sind wie beispielsweise in klassischen Neubaubereichen. Vielmehr arbeitet die Architektin mit einem kleinen gemischten Team. Das Aufarbeiten der Geschichte eines Gebäudes sei erfüllend und werfe spannende Fragen auf: Wie hat man früher gebaut und gelebt, welche Konstruktionstechniken und Materialien wurden verwendet und wie stellt man die Bausubstanz wieder instand? «Ich stelle mein Wissen und Können komplett in den Dienst der Sache.

Bild: Simon Habegger

Wenn ich ein Gebäude aus den frühen Zwanzigerjah­ren instand setze, versuche ich immer nachzuvollziehen, wie das gemacht wurde und wie man es heute bauen kann, damit es so lange wie möglich erhalten bleibt.» Wenn sie in ihrer Arbeit neue Materialien und Farben wählt, bezeichnet sie diese als zeitlos. Würde sie stattdessen solche wählen, die einem aktuellen Trend unterworfen sind und der heutigen Zeit entsprechen, wäre das kontraproduktiv. Lieber kombiniert Aeberli stilvolle und zurückhaltende Farben, statt zu auffällige: «Zeitlose Gestaltung ist eine Kunst. Ein Hocker von Alvar Aalto zum Beispiel lässt sich fast nicht einer bestimmten Zeit zuordnen», sagt sie. Die grosse Kunst läge also darin, der Zeit ein Schnippchen und eine Brücke zwischen alt und neu zu schlagen und Farben, Formen und Materialien so zu wählen und kombinieren, dass ein Objekt eine zeitlose Ausstrahlung erhält.
aeberliarchitekten.ch

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