77 Scharniere

Zita Fahrländers Leuchtenentwurf besteht grösstenteils aus Stahl- und Papierscharnieren. Der Saft eines roten Knollengemüses spielt ebenfalls eine Rolle.
«77 Scharniere» wirkt mit den kleinen Rechtecken in erdigen Farbtönen wie ein zusammengesetztes Bild. 

Die Idee
«Mich faszinieren Verbindungen», sagt Zita Fahrländer. Die 21-jährige Studentin experimentierte bereits im ersten Semester mit Scharnieren in diversen Materialien. Zusammen mit einem Mitstudenten entwarf sie einen Nachttisch, dessen Platte lediglich aus aneinandergereihten Scharnieren besteht. Verbindungsstücke spielen auch bei Zitas Leuchtenentwurf die Hauptrolle.

Der Prozess
Die Studentin verwendete zwei Formen, um die Scharniere so zuzuschneiden, dass sie später passgenau – wie Puzzleteile – miteinander verbunden werden konnten. Die einen fertigte sie aus Stahl und die anderen aus Shoji-Papier. Letzteres ist ein zähes, weisses, lichtdurchlässiges Papier, das aus Holzfasern hergestellt wird. Damit die einzelnen Verbindungsstücke aus den unterschiedlichen Materialien farblich harmonierten, färbte Zita diese. Beim Stahl gelang ihr dies durch die Oxidation der Oberfläche und beim Shoji-Papier durch das Erhitzen im Backofen. Einige der papierenen Teile bestrich die 21-Jährige noch mit Randensaft – «so erhielten sie einen dunkleren Farbton», sagt sie. Die Farbpalette der Scharniere reicht von Ocker über Rostbraun bis zu Grau. Die Papier- und Stahlscharniere bilden quasi die Hülle und sechs parallel liegende Metallstäbe das Gerippe der Leuchte. Mithilfe einer Schwenkbiegemaschine bog Zita die Laschen der Stahlscharniere um die Stäbe, und mit ein paar Hammerschlägen sorgte sie dafür, dass sich die Teile, die sie in unterschiedlichen Abständen anordnete, nicht verschoben. Die Halterung für die Glühbirne befestigte sie mit Popnieten an der Rückseite der Leuchte. Um die Laschen der Papierscharniere mit den Stäben zu verleimen, verwendete sie Sekundenkleber. «Die Papierteile fungieren als Diffusor. Um sie noch lichtdurchlässiger zu machen, bestrich ich sie mit Rapsöl», erklärt die 21-Jährige. An der Wand brachte sie ein Magnet an – je nach Lust und Laune lässt sich die Leuchte «77 Scharniere» beliebig verstellen. Ob horizontal, vertikal oder diagonal: Zitas Leuchtentwurf macht in jeder Position eine gute Figur. 

 

Studentin
Zita Fahrländer, 21

Schule
Die Studienrichtung Objektdesign an der Hochschule Luzern – Design & Kunst fokussiert sich zu Beginn auf das Denken mit den Händen. Im ersten Semester werden die Grundlagen von Metall, Holz, Keramik, Kunststoff und Modellbau vermittelt. Gelernt wird, Materialien adäquat einzusetzen, deren Eigenschaften zu nutzen und über Materialkreisläufe nachzudenken.
hslu.ch/objektdesign

Konzept
Jeden Monat präsentieren wir Die zündende Idee, also eine Leuchte von HSLU-Designstudenten aus dem ersten Semester. Das Starterkit ist für alle dasselbe: eine Glühbirne samt Fassung, ein 3  m langes Kabel und 30 Franken Materialgeld. Zusätzlich verwendete Recyclingmaterialien und bestehende Werkzeuge, Farben etc. sind erlaubt.

Kostenaufstellung
Stahlblech 6.30
Randensaft 1.45
Shoji-Papier 2.—
Metallstäbe (3 mm) 8.05
Magnet 2.15
Rapsöl 0.—
Popnieten 0.—
Sekundenkleber 0.—
Total CHF 19.95

Neueste Artikel

04-24 | Feinstofflich

Von der Wahl der Farben und Muster bis zur Qualität der Materialien; Textilien beeinflussen die Atmosphäre unserer Umgebung. In der aktuellen Wohnrevue zeigen wir Ihnen eine Vielfalt von Projekten, die sich in unterschiedlichster Art und Weise mit Stoffen beschäftigen.

EDIZIO.liv: Die Evolution einer Designikone

Gemacht für das Leben – Mit EDIZIO.liv präsentiert die Feller AG ein Design, das sich mit seiner zeitlosen Formsprache in jede Umgebung integriert.

Überraschende Parallelen

Im Rahmen der Ausstellung Bestform tritt zeitgenössisches Berner Designschaffen in einen Dialog mit historischer angewandter Kunst.

Weitere Artikel