Die 18 Tage dauernden Zurich Design Weeks 2024 zogen im Nu vorbei und waren gemäss Festivalleiterin Gabriela Chicherio ein voller Erfolg: «Die vielen positiven Rückmeldungen bestätigen, dass das Festival als Plattform sowohl bei der Branche, als auch bei einem breiten Publikum auf wachsendes Interesse stösst.» Das Resümee in Zahlen: 3 Partner-Events, 5 Landmarks, 26 Ausstellungen und Showrooms, 6 Open Studios, 5 Newcomer, 10 Workshops, 19 Designtalks und 9 -walks. Dieses dichte Programm bot facettenreiche Inspiration rund um das Thema «Good News». Wir zeigen unsere Highlights.
Echoes
Die Ausstellung «Echoes – Bridging Craftsmanship and Contemporary Design» präsentierte die dynamische Designszene Mexikos und der Schweiz. Im Fokus standen über zehn zukunftsweisende Designstudios und Designschaffende aus beiden Ländern, darunter Andrés Anza, Gewinner des Loewe Foundation Craft Prize 2024. In einer Villa aus dem Jahr 1937 rückte die Schau kulturellen Austausch und kreative Innovationen in den Vordergrund. Dabei offenbarte jedes Werk seine eigene Geschichte und widerspiegelte sein kulturelles Erbe. Somit traten die reichen Traditionen mexikanischer Handwerkskunst mit der Präzision des Schweizer Designs in einen Dialog. Dadurch wurden sowohl Gegensätze als auch Gemeinsamkeiten beleuchtet.
echoes.design
Craft-ID
Farbenfroh, spielerisch, explorativ – abseits der Designwochen bietet Heads Quarter an bald fünf Standorten in Zürich wohl-gestaltete Co-Working-Büros an. Für das Event öffneten sie die Türen eines ihrer Standorte, boten Arbeitsplätze für Interessierte und präsentierten in einer Ausstellung Werke von Natascha Madeiski, René Odermatt und Robert Wettstein. Diese stellten neue Arbeiten für die Craft-ID vor, eine von Heads Quarter initiierte, unabhängige Vereinigung. Die Ausstellung zeigte vor allem die Passion und Freude für das Experiment – erfrischend kuratierte Materialproben, die zum Austausch und zur Inspiration einluden.
headsquarter.com
Ausstellung H 100 x Wohnrevue
Das Möbelhaus H 100 verfügt über ein aussergewöhnlich breites Angebot originaler Vintage-Möbel sowie neu produzierter Designklassiker und repräsentiert damit die Vielfalt des Möbeldesigns. Diese in der Schweiz herausragend Sammlung nahm die Wohnrevue zusammen mit H100 zum Anlass, selektionierte Entwürfe des letzten Jahrhunderts in einer Serie einander gegenüberzustellen. Daraus ist eine Ausstellung hervorgegangen, die die vielschichtigen Veränderungen veranschaulicht und Designgeschichte aufzeigt. Neben Klassikern von Thonet, Lehni, Swisspearl und weiteren renommierten Designhäusern bildete der ikonische «Stella»-Stuhl von Burri ein Highlight der Ausstellung.
h100.ch
Soul
Während der Dauer der Zurich Design Weeks war der kuppelförmige Schalterraum des Bahnhofs Enge in magisches Licht getaucht. Die Installation «Soul» des ukrainischen Lichtdesigners Mykola Kabluka überzog diesen beeindruckenden öffentlichen Raum mit wellenförmigen Projektionen und spielte dabei mit sanften Farben und Formen. Der preisgekrönte Künstler, der mit seinem Team von Expolight weltweit bereits mehr als 2000 Projekte unterschiedlicher Komplexität realisiert hat, nutzt Licht zur Erzeugung positiver Emotionen.
expolight.ch
Newcomer
In der Designzentrale im Museum für Gestaltung präsentierten herausragende Absolvierende der fünf Schweizer Designhochschulen ihre Arbeiten einem breiten Publikum. Darunter auch das Abschlussprojekt von Iris Gerbex. Ihre Theoriearbeit mit dem Titel «L’Eufleurie» erforscht die enge Beziehung zwischen Menschen und Blumen. Diese Erkundung hat zu einem Projekt geführt, dessen Ziel die Nachbildung von Schnittblumen ohne deren negativen Impact auf die Natur ist. Unter der Verwendung von Papier und Wasser erzeugt die Designerin Bewegung, Farbe und Geruch, so dass künstliche Blumen lebendig werden und dem Zyklus der Natur gleich verwelken.
@_soapi_
Togetherness Bench
Mit ihrem Projekt griff die Designerin Yael Anders das Thema der Begegnung im öffentlichen Raum auf. Der Teich am Gustav-Gull-Platz, am Ende der Europaallee gelegen, war während den Zurich Design Weeks nicht nur wegen des Wassers ein Hingucker. Die organisch geformte Bank im Becken wollte die Besuchenden dazu animieren, sich auf eine ungewohnte Begegnung einzulassen. Denn um Platz zu nehmen, musste man durchs Wasser waten. Uns war es bei unserem Besuch doch zu frisch. So betrachteten wir die Bank vom «Ufer» aus.
yaelanders.com
Spread the good News
Zwei überdimensionierte, rote Trichter auf einem Metallrohr – Es handelte sich um Lautsprecher und Elemente der Baukasten-Kollektion «Commons», die semi-permanent Freiflächen in Stadtzentren bespielen soll. Es ist ein Projekt der Designerinnen Flavia Brändle und Kasia Kempa, die sich von einem urigen Brauch inspirieren liessen. Nur sollten diese Trichter nicht wie in den Bergen zum abendlichen Betruf einladen, sondern Passanten, Verweilende und Neugierige ermutigen ein Ständchen zu trällern, den Raum klangvoll zu gestalten oder positive Botschaften herauszuposaunen – zunächst auf dem Turbinenplatz, später im MFO-Park.
flaviabraendle.ch
Kollektiv D
Für und von Designschaffenden – die Ateliergemeinschaft Kollektiv D lud mit Unterstützung von HSLU-Objektdesign und der Ikea Stiftung Schweiz ein. Beim Aufstieg ins Obergeschoss des Bürokomplexes in Altstetten wandelte sich das eher Nüchterne, in einen Ort des amüsierten Austausches. Ein Designmarkt, eine Bar und Dachterrasse prägten den Ort, an dem sonst das Kollektiv arbeitet. Hauptattraktion waren sechs Vorträge, verteilt auf zwei Samstage. So waren etwa das Studio Eidola, Fritz Jakob und Christophe Guberan zu Gast und gaben den vornehmlich jungen Gästen in einem Vortrag und einer anschliessenden Q&A-Session Einblicke in ihr Schaffen.
hslu.ch
ikea-stiftung.ch
Poster Safari
Die Zurich Design Weeks zog die gesamte Stadt in ihren Bann – und eroberte mit Projekten wie der Poster Safari auch den öffentlichen Raum der Limmatstadt. Das Projekt von ALP Atelier Landolt Pfister lud Designbegeisterte dazu ein, bei einem Spaziergang durch die herbstlich gefärbte Stadt die grafische Auseinandersetzung mit dem Thema «Good News» zu entdecken, präsentiert von etablierten Designagenturen und Newcomern aus der ganzen Schweiz. Über Smartphone-Kameras wurden die Plakatgestaltungen durch Animationen um eine zusätzliche Erzählebene bereichert. Auch der Name des Projekts hielt, was er versprach – am Ende gab es einheimische Tiere zu entdecken.
postersafari.ch