Wort: Bernadette Bissig / Bild: Aldo Todaro
Sie lädt zum Verweilen ein: die städtische Parkbank. Still und leise tut sie ihren Dienst. Doch zu Unrecht, denn sie leistet einen wesentlichen Beitrag zur Belebung und Gestaltung des öffentlichen Raumes. Ein geruhsamer Spaziergang durch Zürich mit Fokus auf einladende Bänke.

Sie sind einfach da, die Bänke im öffentlichen Raum. Meist misst man ihnen kaum Bedeutung zu im hektischen Alltag, hastet gar achtlos an ihnen vorbei. Schade, denn die Bank ist ein demokratisches Objekt, das zum gemeinsamen «Besitzen» einlädt. In der Stadt Zürich gibt es deren rund 9000 Stück, die von Grün Stadt Zürich und dem Tiefbauamt unterhalten und gepflegt werden. Diese Orte der Rast werden von der Stadt Zürich minutiös unterteilt in klassische, meist rot lackierte Grünanlagenbänke, neutrale VBZ-Bänke sowie in spezielle Sitzgelegenheiten. Darunter fallen alle möglichen Arten von Bänken.
Wir machen uns also auf, urbane Rastplätze aufzustöbern. Denn Bänke, ob sie nun die gewohnten Abmessungen aufweisen oder über grosszügigere Dimensionen und unkonventionellere Gestaltungen verfügen, sind Teilgebiete par excellence. Hier nutzen Unbekannte gemeinsam öffentlichen Raum, der allen zusteht. So etwa im Falle der meterlangen Banklinie von Burri, die sich elegant um den Erweiterungsbau des Landesmuseums schlängelt und einen organischen Kontrapunkt zur markanten Architektur bildet. Die weitläufige Abmessung lädt tout Zurich zu ausgedehnter Musse oder urbanen Picknickstunden über Mittag ein.
Für Ruhe- und Erholungsinseln ist nicht die Stadt die alleinige Verantwortliche. Eine zentrale Rolle spielen auch private Organisationen, so etwa der Verschönerungsverein Höngg, der sich um die Wartung von knapp 140 Bänkli kümmert. Ein Team von Freiwilligen setzt die Bänke zusammen und sorgt für deren Unterhalt. Die aus vier rot lackierten Holzlatten und zwei Betonsockeln bestehenden Bänke stehen auf dem Höngger- sowie Käferberg und sollen gemäss dem Verein Freude bereiten sowie Rastmöglichkeit und Aussicht bieten. Was ihnen mit Sicherheit gelingt, so unsere Feststellung.

Von der Sitzbank in Höngg ist es nicht weit zur ETH Hönggerberg. Dort locken rote geometrische Körper aus rezyklierbarem Polyethylen zu einer Pause, die sich aufgrund der Ergonomie liegend entspannter geniessen lässt als sitzend, so unser subjektiver Eindruck.
Die Stadt Zürich lässt auf ihrer Webseite unter dem Eintrag Bänke zwar verlauten, dass diese in erster Linie dem Sitzen dienen. Sitzend werde gewartet, im Schnitt 20 Minuten. Für Ausruhen und Verpflegen werde 10 bis 60 Minuten aufgewendet. Ebenfalls im Sitzen finde Entspannung und Erholung statt, von 30 Minuten bis zu mehreren Stunden. Nun ja, dem ist nichts entgegenzusetzen, auch wenn es sich auf einer konventionellen Sitzbank ebenfalls vorzüglich liegen lässt.
Doch eine Bank kann noch viel mehr, als Stadtmobiliar zu sein. Sie trägt dazu bei, dass sich die Aufenthaltsqualität der Menschen in einer Stadt verbessert und dass sich Plätze und Orte beleben. Gerade für ältere Menschen sind Sitzbänke wesentlich, um sich auf dem Weg von einem zum anderen Ort auszuruhen – und um am öffentlichen Leben teilzunehmen. So will die Stadt Zürich mit ihrer Altersstrategie 2035 die Situation für Seniorinnen und Senioren noch weiter verbessern. Und auch die Strategie Stadtraum und Mobilität 2040 zielt darauf ab, die Lebensqualität im öffentlichen Raum langfristig zu verbessern. Nicht zuletzt mit mehr Sitzgelegenheiten.
Wir setzen unseren Spaziergang fort und betrachten die Sitzlandschaft von Burri, die sich auf dem ETH-Campus idyllisch ins Grün einfügt und zu einem kurzen Innehalten einlädt. Zurück in der Stadt, inspizieren wir die formvollendet geschwungene Steinbank im Klingenpark beim Museum für Gestaltung. Nach einer Fahrt quer durch die Stadt ergötzen wir uns an den heugümpergrünen Klappsitzgelegenheiten im Sihlcity. Von dort geht es zurück ins Niederdörfli, wo wir uns nach dem Begucken einiger klassischer Bänke auf einem royal anmutenden Stadtmöbel ausruhen, das im spätbarocken Rechbergpark steht.

Eine weitere einladende lange Bank sticht uns vor der Markthalle beim Viadukt ins Auge, bevor wir zum Turbinenplatz schlendern und den Spaziergang abschliessen. Auf dem grosszügig bemessenen Stadtmobiliar. Liegend, statt sitzend.