Wort: Paula Mühlena / Bild: ZVG
Räume, Verantwortung, Ressourcen, Ideen oder Infrastrukturen – alles teilbar. Wie man Gemeinschaft (weiter-) denken, gestalten oder leben kann, zeigen auf diesen Seiten konzeptionelle Beispiele, die sich dem Thema auf diverse Weisen nähern und relevante Gedankenexperimente ermöglichen.
Spaces of Tomorrow
Wie könnten wir unsere zukünftigen Räume gestalten – und was definiert «Raum» dann überhaupt? Diesen Fragen ging das ehemalige Zukunftslabor Space10 von Ikea in einem Projekt samt Ausstellung und Event in London nach. Gemeinsam mit Expertinnen und Kreativen entstanden Konzepte für Räume von morgen. Darunter der argentinische
Designer und Digitalkünstler Six N. Five. In Kooperation entwickelte er sechs animierte Szenarien: urbane, geteilte, intelligente, bewegliche, temporäre und materielle Räume. Hier zu sehen: eine Interpretation des «geteilten Raums» – und die visuell gestellte Frage: Wie weit lässt sich gemeinschaftliches Denken räumlich ausdehnen?
sixnfive.com, space10.com

Hangout
Wie kann der öffentliche Raum zu einem geteilten Ort des spontanen Miteinanders animieren? Die Designerin Kaja Dahl erzählt: «Wenn ich etwas Positives aus der Pandemiezeit mitnehmen kann, dann die kreativen Wege, wie Menschen neue Formate des öffentlichen Zusammenseins gefunden haben. Das Picknick wurde etwa zum wichtigen sozialen Setting, um sich sicher treffen zu können.»
Ausgehend von diesen Beobachtungen wollte die norwegische Gestalterin etwas schaffen, das auch über die Pandemie hinaus dazu animiert, eigene soziale Orte im öffentlichen Raum zu kreieren. So entstand – wie sie es nennt – diese DIY-Lösung: ein modularer Tisch, der sich ganz einfach um einen Baum, eine Strassenlaterne oder ein Schild montieren lässt und unmittelbar geteilte Orte schafft.
atelierkajadahl.com
One Love Community Fridge
Was passiert, wenn wir nicht nur Räume, sondern auch Verantwortung teilen? Auch Asmeret Berhe-Lumax wurde durch die Pandemie zur Initiatorin eines Gemeinschaftsprojekts. Geboren in Ostafrika, aufgewachsen in Schweden und heute in New York lebend, sah sie Essen schon immer als verbindendes Element. Was mit einem Gemeinschaftskühlschrank in ihrem Viertel begann, wuchs zu einer gemeinnützigen Organisation heran: Heute werden über 40 Kühlschränke in bedürftigen Gemeinden allein in New York City ganzjährig mit frischen, kostenlosen Lebensmitteln bestückt – etwa von lokalen Köchinnen, Restaurants und grossen Lebensmittelpartnern. Eine hyperlokale Initiative gegen Hunger und für Gemeinschaft, Ernährungsaufklärung und Nachhaltigkeit.
onelovecommunityfridge.org
New Tradition
Was macht eine Tradition aus – und wie lässt sie sich innovativ weiterdenken, ohne ihren Kern zu verlieren? Diesen Fragen widmete sich Karimoku Research, das Forschungszentrum des japanischen Holzmöbelherstellers Karimoku. Gemeinsam mit dem Studio Waka Waka entstanden unter dem Titel der Ausstellung «Kari Kari Moku Moku Waki Waki» Neuinterpretationen traditioneller Möbelstücke, inspiriert von der japanischen Teezeremonie. Letztere steht für ein geteiltes Ritual, für das bewusste Zusammenkommen zwischen Gast und Gastgeber in einem geschützten Raum. Die daraus entwickelten Möbel ermöglichen genau das: geteilte Erlebnisse, die auf alten Formen basieren und zugleich einen aktualisierten Rahmen für die Zeremonie schaffen.
karimoku-research.com

A Kitchenette
Welche Standards können und müssen wir überdenken, wenn wir in Gemeinschaft leben? Die Designerin Maxine Granzin liefert eine Antwort in Form eines Küchenkonzepts. Ausgehend von der Überlegung, dass Wohnraum – vor allem im Urbanen – immer knapper wird und bezahlbare Mietmodelle häufiger kollektive Wohnformen voraussetzen, schlägt sie eine Alternative zur klassischen, starren Einbauküche vor: modulare, flexible Einheiten, die sich individuell an einer zentralen Säule kombinieren lassen. Je nach Situation können so einzelne Kochmodule gewählt werden – für private Nutzung oder für das Kochen in Gemeinschaft. Mehrere Säulen im Raum ermöglichen dabei auch paralleles, individuelles Kochen in geteilten Strukturen. Ein Vorschlag, der das Teilen von Raum funktional optimiert und mitdenkt.
maxinegranzin.com
The Urban Village Project
Wie lassen sich urbane, nachhaltige Nachbarschaften gestalten, die auf dem Teilen basieren und dabei eine hohe Lebensqualität bieten? Das dänische Büro Effekt Architects entwarf für Space10 eine umfassende Vision, die Antworten auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen im Sektor Wohnen sucht. Im Zentrum stehen flexible, nachhaltige und bezahlbare Wohnräume in der Stadt. Teilen ist dabei ein zentrales Prinzip: Gemeinsame Services, Räume und eine digitale Plattform fördern generationenübergreifendes Wohnen und unterstützen den Alltag aller. Auch architektonisch wird neu gedacht – mit einem modularen Bausystem, das vorgefertigt, flach verpackt und einfach wieder abbaubar ist. Ein spannender und ganzheitlicher Ansatz für ein besseres Leben von morgen.
effekt.dk, creebuildings.com
