Natürliche und industrielle Materialien geben den Ton an im Interieur des komplett renovierten Einfamilienhauses, für das eigentlich nur ein frischer Farbanstrich geplant war.
«Museum oder Wohnhaus?», fragt man sich, wenn man das Innere des Einfamilienhauses in Commugny im Kanton Waadt betrachtet. Nackte weisse Wände, gezielte Akzente in Räuchereiche und Chromstahl sowie ein schlichter, geschliffener Betonboden sorgen für ein harmonisches, unaufdringliches Raumbild – trotz der strengen geometrischen Strukturierung. Bis vor kurzem sah es im Gebäude aus den 70er-Jahren aber noch ganz anders aus: Holz war der Protagonist – am Boden, an der Decke und teilweise sogar an den Wänden. Für die eindrückliche Umgestaltung zeichnet der spanische Architekt Javier Müller verantwortlich, der vor rund drei Jahren sein eigenes Architekturstudio in Genf gründete.
Augenweide Wohnzimmer
Der Architekt erzählt, dass das Gebäude ursprünglich einen sehr offenen, Loft-ähnlichen Grundriss hatte. «Viele Leute denken, offene Bereiche seien äusserst modern und liessen die Räume gross wirken. In diesem Fall wirkte das 300 m2 grosse Haus aber viel kleiner», sagt der 33-Jährige dazu. Schuld daran sei aber nicht nur die fehlende Raumaufteilung gewesen, sondern auch die Materialisierung, die viel Licht schluckte. Weil sich ausserdem die Bewohner – eine fünfköpfige Familie – mehr Privatsphäre wünschten, machte Müller das Gegenteil von dem, was heutzutage in Renovationen meist gemacht wird: Statt Wände abzureissen, liess er neue bauen. Besonders gut erkennbar ist dies im Erdgeschoss. Mit den neuen Wänden gliederte er den Raum in drei Zonen, die mit markanten, raumhohen Türen aus Räuchereiche voneinander abgetrennt werden können. «Holz habe ich dort eingesetzt, wo es zu einem Zonen- beziehungsweise Ebenenwechsel kommt», erklärt Müller das Materialisierungskonzept. So führen beispielsweise Tritte aus Massivholz vom Eingangs- und Essbereich zum überhohen Wohnzimmer – dem Schmuckstück des Umbaus. Als Erstes fällt dort die Öffnung mit Festverglasung auf, von der es sich vom Aufenthaltsraum im Obergeschoss in den überhohen Raum blicken lässt. Mit diesem Element holt der Architekt mehr Tageslicht ins Innere und verbindet die beiden Räume miteinander: «Die Eltern können so beispielsweise im Wohnzimmer einen Film schauen, während die Kinder oben spielen. Wenn jemand seine Ruhe haben möchte, kann er einfach den Storen herunterlassen.» Das Glas habe sich übrigens nicht ganz so einfach hinauftragen lassen, verrät uns der 33-Jährige: «Es passte nicht durch die Treppe, und für einen Kran hatten wir weder Platz noch Geld. Also musste die Glasscheibe von den Handwerkern vom Wohnzimmer aus hinauftransportiert werden – und das ganze zwei Mal, weil beim ersten Mal die falsche Grösse geliefert wurde.»
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Javier Müller
Der 33-jährige Architekt studierte in Madrid und Chicago und unterrichtet mittlerweile selber in Genf, wo er 2017 sein eigenes Architekturstudio gründete. Seine Architektur steht der Welt der Kunst sehr nahe; eine Vision, der er in seiner Publikation «Fundamental» nachgeht.
javiermuller.com
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Nuria Peón
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Think Utopia