Ruth goes wild

Moana Sofia Sidotis ­verspielte Leuchte hebt die Grenze zwischen Design und Kunst auf.
«Ruth goes wild» hält einige Überraschungen bereit: Die Leuchte mit verspielter Optik kommt ausgeschaltet als Kunstobjekt daher – eingeschaltet schimmert durch ihre einzelnen Kugeln ein geheimnisvolles Muster.

Die Idee
«Zu Beginn notierte ich mir ein paar Stichwörter, etwa Explosion, Hingucker, Überraschung», erzählt Moana, die ihre Chance, einmal ganz frei arbeiten zu können, unbedingt nutzen wollte. «Kugeln erschienen mir stimmiger als Quadrate, da diese zu meinen Stichwörtern passten», begründet die 25-jährige Studentin ihre Wahl der runden Formen. Als sie dann in einem Geschäft für Künstlerbedarf nach passenden Materialien für ihre Leuchte stöberte, standen da diese Damen älteren Semesters vor ihr, die ebenfalls auf Materialsuche waren – «eine heisst bestimmt Ruth», schoss es Moana durch den Kopf. Doch dazu später mehr.

Der Prozess
Als Erstes klebte die Studentin die verschieden grossen Kugeln aus Styropor aneinander. In die entstandenen Zwischenräume steckte sie zerknülltes Zeitungspapier. Die runden Körper verband Moana präzise mit Spachtelmasse und überzog sie dann mit Jesmonite, einem Verbundwerkstoff auf Wasserbasis. In einem nächsten Schritt schnitt sie die unterste Kugel auf und höhlte diese so aus, dass sie das Zeitungspapier herausziehen konnte. «So entstand viel Hohlraum», sagt die 25-Jährige. Die Glühbirne montierte sie in der viertobersten Kugel – «damit das Licht schön nach unten strahlt». Abschliessend bestreute sie die Kugeln mit Sand, den sie mithilfe eines Sprühklebers fixierte, und besprayte diese pinkfarben. Als Moana nach einem Namen für ihre Leuchte suchte, blitzten in ihr Erinnerungen an das Geschäft für Künstlermaterial auf – und da war er wieder, der Name «Ruth». Dieser allein war ihr aber zu banal, strahlt die Leuchte doch etwas Verspieltes, gar Freches aus. Ein Zusatz, der den Schaffensprozess in wenigen Worten beschreibt, musste her. Die Studentin schildert diesen so: «Ich habe wild experimentiert und dabei die Grenze zwischen Kunst und Design überschritten.» Moana möchte auf ihrem Grundentwurf aufbauen. Sie kann sich vorstellen, ihre Leuchte mit anderen Materialien und in verschiedenen Farben sowie Grössen zu fertigen. Die Produktnamen sollen sich dabei jeweils auf den Namen einer real existierenden Person beziehen. Wie sich der Prozess des schöpferischen Arbeitens abgespielt hat, kann, muss aber nicht, im Namen erkennbar sein. «Eine Anspielung aufs Design eignet sich ebenfalls als Zusatz», sagt Moana mit einem Augenzwinkern. 
Studentin
Moana Sofia Sidoti, 25

Schule
Die Studienrichtung Objektdesign an der Hochschule Luzern – Design & Kunst fokussiert sich zu Beginn auf das Denken mit den Händen. Im ersten Semester werden die Grundlagen von Metall, Holz, Keramik, Kunststoff und Modellbau vermittelt. Gelernt wird, Materialien adäquat einzusetzen, deren Eigenschaften zu nutzen und über Materialkreisläufe nachzudenken.
hslu.ch/objektdesign

Konzept
Jeden Monat präsentieren wir Die zündende Idee, also eine Leuchte von HSLU-Designstudenten aus dem ersten Semester. Das Starterkit ist für alle dasselbe: eine Glühbirne samt Fassung, ein 3  m langes Kabel und 30 Franken Materialgeld. Zusätzlich verwendete Recyclingmaterialien und bestehende Werkzeuge, Farben etc. sind erlaubt.

Kostenaufstellung
Styroporkugeln  12.30
Styroporkleber 0.—
Jesmonite (Verbundwerkstoff auf Wasserbasis) 16.30
Zeitungspapier 0.—
Spachtelmasse 0.—
Sand 0.35
Farbe 0.—

Total CHF 28.95

Wort
Luisa Aeberhard

Porträt
Raisa Durandi

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