Pythagoras

Die Leuchte von Zeinab Serage besteht zu 100 Prozent aus Abfall – für einmal sind kühle Blonde nicht Durstlöscher, sondern Lichtspender.
Das warme Licht von «Pythagoras» schimmert durch das Lochmuster. Es scheint, als würden etliche Sterne funkeln – eine Leuchte wie aus «1001 Nacht».

Die Idee
«Ägypten ist meine zweite Heimat», beginnt Zeinab zu erzählen. Für ihren Leuchtenentwurf liess sich die 33-jährige Studentin denn auch von diesem Land, in dem sie geboren wurde, inspirieren; orientalische Leuchten und Laternen seien mit ihrem Lochmuster und den typischen Formen unverwechselbar – «das fasziniert mich». In Anbetracht des Klimawandels sei es ihr als angehender Designerin ein Anliegen, so wenig Rohstoffe wie möglich zu verwenden und Abfallprodukte wiederzuverwerten. «Pythagoras» besteht denn auch vollkommen aus Abfall, nämlich aus sechs leeren Bierdosen: «Aluminium ist hochwertig, langlebig und gut formbar», erklärt Zeinab. Ihr Ziel war es, diesen Abfall aufzumöbeln: «Ich wollte ihm seine Wertigkeit zurückgeben.» 

Der Prozess
Die Entwicklung sei sehr aufwendig gewesen, sagt die 33-Jährige. Sowohl exaktes Arbeiten als auch «viel Rechnerei» waren erforderlich. Als Hilfsmittel dienten Zeinab drei verschiedene Schablonen, die sie selbst anfertigte. Die Neigung des Deckels und des Bodens der Leuchte berechnete die Studentin, indem sie die mathematische Formel a2+b2=c2 anwendete – übrigens zum ersten Mal seit ihrer Gymizeit. Daher trägt die Leuchte auch den Namen «Pythagoras». Mit den Schablonen konnte sie die zuvor aufgeschnittenen sowie aufgefalteten Dosen zuschneiden – so entstanden neun Aluminiumteile, in welche sie Löcher stanzte. Um die einzelnen Teile aneinander zu befestigen, benötigte sie weder Leim noch Nieten oder Schrauben; einzig die Falztechnik wendete sie an. Dieses Verfahren kostete sie jedoch einige Versuche: Denn ist das Aluminiumblech erst einmal gefaltet, kann es nur sehr schwer wieder geöffnet werden, auch die Falten bleiben sichtbar. «Das Konzept mag zwar simpel scheinen, die Umsetzung war aber weitaus komplexer als gedacht», sagt Zeinab – ihr Eifer und ihre Geduld haben sich gelohnt!
zeinabsart.ch

 
Studentin
Zeinab Serage, 33

Schule
Die Studienrichtung Objektdesign an der Hochschule Luzern – Design & Kunst fokussiert sich zu Beginn auf das Denken mit den Händen. Im ersten Semester werden die Grundlagen von Metall, Holz, Keramik, Kunststoff und Modellbau vermittelt. Gelernt wird, Materialien adäquat einzusetzen, deren Eigenschaften zu nutzen und über Materialkreisläufe nachzudenken.
hslu.ch/objektdesign

Konzept
Jeden Monat präsentieren wir Die zündende Idee, also eine Leuchte von HSLU-Designstudenten aus dem ersten Semester. Das Starterkit ist für alle dasselbe: eine Glühbirne samt Fassung, ein 3 m langes Kabel und 30 Franken Materialgeld. Zusätzlich verwendete Recyclingmaterialien und bestehende Werkzeuge, Farben etc. sind erlaubt.

Kostenaufstellung
Sechs leere Bierdosen 0.—
Total CHF 0.— 

Wort
Luisa Aeberhard

Porträt
Monika Hoffmann

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