La tête dans les nuages

Die klar definierte Aufgabe ­(siehe ­Konzept unten) könnte selbst geübten Gestaltern Kopf­zerbrechen ­bereiten. Die beiden Industrial-­Design-Studierenden aus Basel haben aber den Kopf nicht in den Sand gesteckt, sondern den Blick zum Himmel gerichtet. 

Die Idee
Im Rahmen eines Studienprojekts legten sich Mélody und Etienne ein umfassendes Materialarchiv aus verschiedenen Papieren an. «Unsere Faszination für Papier und dessen Haptik, Look und Transzendenz war ausschlaggebend, dass wir die Leuchte daraus fertigen wollten», erklärt Mélody. Die beiden begannen zu tüfteln und fanden dank eines klammerlosen Hefters eine Möglichkeit, Papierringe herzustellen, die ineinandergekettet eine licht- und blickdurchlässige Fläche ergaben. «Die entstandene Struktur erinnerte uns aufgrund ihrer Transzendenz an Wolken. Da kam uns die Idee, die Leuchte in Form einer Wolke zu gestalten und sie ‹la tête dans les nuages› zu nennen», erklärt Etienne und Mélody gesteht lachend: «Die Dimension des Endprodukts entspricht der Grösse unseres Fotostudios – sie sollte so gross wie möglich sein, sodass sie gerade noch Platz auf dem Bild hat.» Weil Wolken nur selten alleine vorkommen, ergänzten sie das anfängliche Einzelstück mit einem zweiten, jedoch deutlich kleineren, Exemplar.

Der Prozess
Im Inneren der Leuchte sorgt ein Gerüst aus Tannenfurnierholz für den nötigen Halt und die Grundform der Wolken. «Wir haben ziemlich viel Zeit damit verbracht zu berechnen, wie viele Papierringe wir benötigen, um das Gerüst zu umspannen.» Insgesamt mussten sie 1 800 Einzelringe aus Papier formen, um die luftig-leichte Struktur zu fertigen. Ein paar wenige Ringe färbten sie blau, um den Eindruck des durchscheinenden Himmels zu erwecken. Chapeau!

 
Mélody und Etienne machen den Auftakt zu unserer neuen Serie. Mit einem von uns vor­­gege­benen Starterkit sollten sie eine Leuchte gestalten. Das taten sie auch und lebten ihre Faszination für japanisches Design und Papier voll aus.
Studierende
Mélody Schulthess, 24
Etienne Desaulles, 23

Schule
Die Industrial-Design-­Studierenden der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) erwerben im Rahmen des Bachelor of Arts in Produkt- und Industriedesign ­Kompetenzen für die selbstständige, kritische Entwurfsarbeit.
fhnw.ch/hgk

Konzept
Jeden Monat suchen wir Die zündende Idee, also eine Leuchte, von Schweizer Designstudenten. Das Starterkit ist für alle dasselbe: eine Glühbirne samt Fassung, ein 3  m langes Kabel und 30 Franken Materialgeld. Zusätzlich verwendete Recyclingmaterialien und bestehende Werkzeuge, Farben etc. sind erlaubt.

Kostenaufstellung
Zusätzliche Fassung 3.50
2 LED-Glühbirnen 13.45
1 800 Papierringe 4.—
Tannenfurnierholz 5.—

Total CHF 25.95

Wort
Benjamin Moser

Bild
Alena Halmes und Lukas Kobel (Porträt)
Etienne Desaulles und Mélody Schulthess (Leuchten)

Neueste Artikel

Ein Haus, mehrere Gebäude

Der Stadtökonom und Immobilienentwickler Glenn Lamont hat sich in einem Vorort von Melbourne ein Zuhause ganz nach seinen Vorstellungen gebaut, ohne Verputz und Farbe. Dafür mit viel Stahl, Sperrholz und rezyklierten Materialien.

«Wir tragen die Charakteristik des Ortes von aussen nach innen»

Das Landschaftsarchitekturbüro Enea betreibt mitten in Zürich den «Outside In»-Store, zu dem auch ein Interior-Design-Studio gehört. Benjamin Sennhauser ist dort als Projekt- und Teamleiter Innenarchitektur tätig. Im Interview berichtet er über den Planungsablauf, den Umgang mit Kundenwünschen und über die beruflichen Herausforderungen.

Produkte und Objekte

Einzigartig, individuell und Vielschichtig - wir präsentieren die neusten Trends der Schweizer Designszene.

Weitere Artikel