Michael Fischbacher, Geschäftsführer von Christian Fischbacher in 6. Generation, überraschte uns bei einem Gespräch mit einer Aussage, die wir so nicht erwartet hätten: «Wir sind keine Traditionsfirma, sondern eine Firma, die zufällig 200 Jahre geworden ist.» Dazu wollten wir mehr vom 48-Jährigen erfahren.
Herr Fischbacher, Ihr Urururgrossvater hat das Unternehmen Christian Fischbacher, das heute vor allem für Heimtextilien und Bettwäsche bekannt ist, bereits im Jahr 1819 gegründet. Wie geht man mit der Bürde einer 200-jährigen Familientradition um?
Obwohl es naheliegend scheint, war es für meinen Vater nie ein Muss, dass meine Geschwister oder ich die Firma weiterführen. Auch bei den Generationen zuvor gab es keinen Druck in diese Richtung.
Es war für Sie demnach nicht selbstverständlich, die Firma mal zu übernehmen?
Nein. Ich habe ursprünglich Sinologie, also Chinawissenschaften, studiert und danach einige Jahre in Hongkong im Bereich Consulting gearbeitet. Das hatte mir allerdings nicht so zugesagt. 1997 machte mir mein Vater dann das Angebot, dass ich für Fischbacher den Bereich Objektgeschäft aufbauen könnte. Und da mich das wirklich interessiert hat, bin ich in die Firma eingestiegen.
Wie ging es weiter?
Bevor ich 2008 CEO wurde, habe ich zunächst noch in den USA Wirtschaft studiert und in Japan fünf Jahre lang unsere grösste Tochterfirma, Nihon Fisba, geführt. Dann bin ich in die Schweiz zurückgekehrt.
Was ist es denn, was Christian Fischbacher so erfolgreich macht?
Schon der Gründer, mein Urururgrossvater, hat grossen Wert auf hohe Qualität gelegt. Das hat sich bis heute so durchgezogen. Wichtig ist natürlich auch die Leidenschaft für Textilien. Und die Bereitschaft, sich immer wieder neu zu erfinden. Mit jeder Generation hat sich viel verändert: Am Anfang haben wir noch mit Rohware gehandelt. Dann folgten Stoffe für Foulards und Accessoires, später kamen der Modebereich und die Heimtextilien dazu. Der ständige Wandel ist wichtig und einer der Gründe, warum es uns heute noch gibt. Der Wille und die Fähigkeit des Sich-neu-Erfindens hat uns erfolgreich gemacht.
Welche Ziele haben Sie für die nächsten Jahre?
Zum einen wollen wir den Bereich Bettwäsche international vorantreiben, wollen in den USA und China stärker präsent sein. Zum anderen werden wir bei den Einrichtungsstoffen den Objektbereich weiter ausbauen. Ausserdem müssen wir mehr im Bereich Digitalisierung und Onlinemarkt machen.
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Das Schweizer Familienunternehmen Christian Fischbacher feiert heuer sein 200-jähriges Bestehen. Das Erfolgsrezept des Textilverlags: kein Generationendruck!
Jubiläumskollektion
Zum 200-jährigen Bestehen des Unternehmens wurde eine Jubiläumskollektion lanciert. Zu dieser gehört u. a. der Moiré-Stoff «Interaction» mit dem Dessin «Interfloral» (Bild). Bei dem Textil sind feine Metallfäden in Gold und Silber eingearbeitet, die – je nachdem, wie man den Stoff dreht – ihre Farbigkeit ändern. Das florale Dekor besteht aus Rosen, Klatschmohn und Lupinen und wird per Inkjet aufgedruckt. Der kreative Kopf des Unternehmens ist seit 2008 Camilla Fischbacher, Frau von CEO Michael Fischbacher (Bild rechts). Als Art Director entwickelt sie zusammen mit ihrem Team Bettwäsche, Heimtextilien und Stoffe für den Objektbereich.
Wort
Susanne Lieber