Aranea

Wir staunten nicht schlecht, als die neueste Zündende Idee aus Basel in der Wohnrevue-Redaktion ankam: Rik Bovens löste die Aufgabe ­(siehe ­Konzept unten) komplett anders als die beiden Industrial-­Design-Studierenden vor ihm. Die poetische Bildsprache und die raffinierte Umsetzung überzeugen uns und deuten vielleicht auf eine vielversprechende Karriere hin.

Der Prozess
Ganz im Sinne der Maxime «Reduce to the max» entschied sich Rik zu Beginn des Projekts, mit wenigen Materialien zu arbeiten und daraus eine Idee zu entwickeln. «Glühbirne, Fassung und Stecker sind fixe Grössen. Doch aus dem in der Länge variablen Kabel lässt sich bestimmt etwas Spannendes gestalten», dachte er sich. Die Konzentration auf ein einzelnes Gestaltungsmittel machte es aber nicht einfacher, eine passende Form zu finden. Zu viele Varianten schwirrten in seinem Kopf herum, wie aus dem Kabel eine Leuchte werden soll. Beinahe verzweifelt begann er, sich zu fragen, wann er sich das letzte Mal in einer ähnlich verworrenen Situation befunden hatte: «Ich sass da und dachte über Dunkelheit, Licht und widerspenstige Kabel nach. Plötzlich erinnerte ich mich an eine Ausstellung von Tomás Saraceno im Palais de Tokyo in Paris. Der Künstler inszenierte mystisch beleuchtete Spinnennetze in einem dunklen Raum. Die filigranen Netze bewegten sich sanft in den Luftströmen der vorbeigehenden Menschen.» 

Die Idee
Die Erinnerung wurde zur Inspiration und schliesslich zum Hauptkonzept. Spinnen und deren kunstvolle Gewebe liessen ihn nicht mehr los. Die Idee einer geflochtenen Leuchte war geboren. Nach mehreren Versuchen mit 30 m Kabel und 9 gebogenen Rundstahlprofilen gelang es ihm, eine fertige Leuchte zu flechten. Der Name kommt übrigens nicht von ungefähr: «Aranea» nimmt Bezug auf die die lateinische Bezeichnung für Webspinnen: Araneae.
Rik Bovens’ Besuch ­einer Ausstellung des Künstlers Tomás Saraceno im ­Palais de Tokyo in Paris ­inspirierte ihn zu einer geflochtenen Leuchte. Würde er unter einer Spinnen­phobie ­leiden, wäre der elegante Entwurf kaum entstanden.
Student
Rik Bovens, 25 

Schule
Die Industrial-Design-­Studierenden der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) erwerben im Rahmen des Bachelor of Arts in Produkt- und Industriedesign ­Kompetenzen für die selbstständige, kritische Entwurfsarbeit.
fhnw.ch/hgk

Konzept
Jeden Monat suchen wir Die zündende Idee, also eine Leuchte, von Schweizer Designstudenten. Das Starterkit ist für alle dasselbe: eine Glühbirne samt Fassung, ein 3  m langes Kabel und 30 Franken Materialgeld. Zusätzlich verwendete Recyclingmaterialien und bestehende Werkzeuge, Farben etc. sind erlaubt.

Kostenaufstellung
30 m Kabel 21.—
2 m Stahlrundstange 3.50 

Total CHF 24.50

Wort
Benjamin Moser

Bild
Rik Bovens (Leuchte)
Elias Kopp (Porträt)

Neueste Artikel

04-24 | Feinstofflich

Von der Wahl der Farben und Muster bis zur Qualität der Materialien; Textilien beeinflussen die Atmosphäre unserer Umgebung. In der aktuellen Wohnrevue zeigen wir Ihnen eine Vielfalt von Projekten, die sich in unterschiedlichster Art und Weise mit Stoffen beschäftigen.

EDIZIO.liv: Die Evolution einer Designikone

Gemacht für das Leben – Mit EDIZIO.liv präsentiert die Feller AG ein Design, das sich mit seiner zeitlosen Formsprache in jede Umgebung integriert.

Überraschende Parallelen

Im Rahmen der Ausstellung Bestform tritt zeitgenössisches Berner Designschaffen in einen Dialog mit historischer angewandter Kunst.

Weitere Artikel