Lebrecht Völki (1879–1937), seinerzeit bekannter Architekt in Winterthur, war nicht nur im genossenschaftlichen Wohnungsbau tätig, sondern realisierte auch mehrere Villen für wohlhabende Industriellenfamilien. Eine dieser bedeutenden Villen wurde im letzten Jahr von Innenarchitektin Ushi Tamborriello in Zusammenarbeit mit René Zettel saniert. Behutsam und mit Gespür für die Historie, aber auch mit einer guten Portion Mut, wie ein Blick unter das steile und mit Biberschwanzziegeln gedeckte Walmdach verrät. Mit einem architektonischen Kniff wurde der Raum nämlich «bewohnbar» gemacht. Die ungedämmte Dachkonstruktion blieb zwar in ihrer Struktur unangetastet. Die Sparren und Pfetten sind nach wie vor sichtbar. Doch mittig in den Dachstuhl wurde ein Konstrukt aus Glas und Stahl platziert: ein Raum-im-Raum, der dem massiven Holzgebälk eine leichte und moderne Optik entgegensetzt. In diesem wohnlich möblierten, sanft beleuchteten und mit einer Bibliothek ausgestatteten Raum lässt es sich vortrefflich schmökern und entspannen. Zumindest dann, wenn es die Aussentemperaturen zulassen und es unterm Dach weder zu kalt noch zu heiss wird.
ushitamborriello.com
zettelwerk.ch
Wort
Susanne Lieber
Bild
Jochen Splett
Im Dachstuhl einer denkmalgeschützten Villa aus den Zwanzigerjahren ist ein ungewöhnlicher Rückzugsort entstanden, der beidem gerecht wird: der historischen Bausubstanz und dem Wunsch nach modernem Wohnraum.