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29.77

Christina und Johanna haben ein feines Herbstmenü gekocht – und aus den Verpackungen der Zutaten eine Leuchte gefertigt, die aktuelle Themen anspricht.
Beim Leuchtenentwurf von ­Christina Bocken und Johanna Dobrusskin steht nicht das Endprodukt im Vordergrund, sondern das Konzept und die Materialien. Mit Letzteren bringen sie nämlich ein wichtiges Thema buchstäblich auf den Tisch.

Die Idee
«Wir wollten thematisieren, was uns als junge Designerinnen beschäftigt: Essen, Verpackungsmüll und die damit einhergehende Proble­matik», beginnen die Studentinnen zu erzählen. Deshalb kauften sie mit den zur Verfügung stehenden 30 Franken nicht herkömmliche Materialien, sondern Lebensmittel. Zusammen mit weiteren Zutaten, die sie zu Hause finden konnten, ­gestalteten sie ein feines Herbstmenü für ein gemütliches Abendessen mit Freunden: Pilzsuppe mit Paprikabruschette und als Dessert Pastel de Nata mit Physalis und Zwetschgen. «Die Lebensmittel waren meist verpackt und produzieren somit eine Menge Abfall», schildern Christina und Johanna das Problem. Deshalb entschieden sie sich dazu, den Verpackungsmüll gleich für den Schirm ihrer Leuchte «29.77» (eine Anspielung auf die Materialkosten) wiederzuverwerten. «Jedes Menü liefert andere Verpackungen und somit neue Entwurfsoptionen», fassen die beiden das nachhaltige und zeitgemässe Konzept zusammen.

Der Prozess
Nachdem die Studentinnen das Abendessen zubereitet hatten, standen ihnen unterschiedlichste Elemente zur Verfügung: Plastiksäcke, Milchflaschen, Boxen, Papiertüten … Sie experimentierten mit den Materialien und fanden heraus, wie sie sich verarbeiten lassen und im Zusammenspiel mit Licht verhalten. «Wir haben beispielsweise mit dem Spinnrad Frucht- und Brotsäcke zu einer Schnur versponnen», führen Christina und Johanna aus. Die restlichen Verpackungen schnitten sie in Streifen und banden sie mit der Schnur zusammen, für Stabilität und Formgebung sorgt ein darunter liegendes Kartonstück. Die verschiedenen Farben und Texturen kommen dadurch besonders gut zur Geltung. «Uns ist es wichtig, dass das Material im Vordergrund steht und zum Gespräch wird», sagen die angehenden Industriedesignerinnen abschliessend. 
Studierende
Christina Bocken, 24
Johanna Dobrusskin, 23

Schule
Die Industrial-Design-Studierenden der FHNW Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel erwerben im Rahmen des Bachelor of Arts in Produkt- und Industriedesign wie auch im Masterstudio Design mit Vertiefung Industrial Design ­Kompetenzen für die selbstständige, kritische Entwurfsarbeit.
fhnw.ch/hgk

Konzept
Jeden Monat suchen wir Die zündende Idee, also eine Leuchte, von Schweizer Designstudenten. Das Starterkit ist für alle dasselbe: eine Glühbirne samt Fassung, ein 3  m langes Kabel und 30 Franken Materialgeld. Zusätzlich verwendete Recyclingmaterialien und bestehende Werkzeuge, Farben etc. sind erlaubt.

Kostenaufstellung
Brot (20% Rabatt) 4.72
Knoblauch 1.95
Pilze 7.90
Zwiebeln 1.50
Vollmilch 0.90
Blätterteig 1.40
Freilandeier 2.95
Biozitronen 3.40
Physalis 2.40
Paprika 2.65 

Total CHF 29.77

Wort
Nuria Peón

Bild
Selina Schneeberger

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