Lichtmalerei

Marguerite Hersberger ist eine der wichtigsten Vertreterinnen von konstruktiv-konkreter Gegenwartskunst. Anlässlich ihrer Einzelausstellung im Museum Haus Konstruktiv haben wir die Künstlerin zum Gespräch getroffen.

Bild: Stefan Altenburger

Marguerite Hersberger, Sie haben sich schon als junge Frau der konstruktiv- konkreten Kunst zugewandt und sich mit Licht, Transparenz, Farben und Raum befasst. Haben Sie in dieser Thematik die Liebe fürs Leben gefunden?
Das könnte man so sagen. Schon in meinen Frühwerken habe ich mit Transparenz und Überlagerungen gearbeitet. Zu Beginn mit Pinsel und Farbe. Als ich das transparente Material Acrylglas entdeckte, begann ich, damit zu experimentieren. Ich konnte nun konkret mit dieser Materie arbeiten und musste sie nicht mehr illusionistisch darstellen. Das war für mich eine grosse Entdeckung. Die frühen Arbeiten aus Acrylglas entstanden mit der Idee, «die Malerei durch eine Lichtmalerei zu ersetzen». Bis heute ist das Acrylglas mein bevorzugter Werkstoff geblieben.

In Ihrer neuen, umfassenden Publikation «Dem Raum Raum geben» widmen Sie sich vorwiegend Ihrem raumbezogenen Schaffen. Welches Ihrer Werke würden sie in diesem Zusammenhang erwähnen?
Ich konnte im In- und Ausland zahlreiche Kunst-am-Bau-Projekte, umsetzen. Das rechte Kabinett im Haus Konstruktiv ist ihnen gewidmet. Im linken Kabinett ist die Werkgruppe «Pliagen» ausgestellt, an der ich seit den 1990er-Jahren arbeite. Die Faltungen basieren auf Transparentpapierbahnen, die ich teilweise mit Acrylfarbe oder Grafit eingefärbt habe. In bestimmten Winkeln gefalzt, erzeugen die Faltformen minimale Bildräume, die der Vielschichtigkeit der Acrylglasobjekte nahekommen. Die neueren Arbeiten dieser Serie mit den Titeln «Houses», «Doors», «Windows» oder «Spaces» verweisen explizit auf einen architektonischen Kontext.

Bild: Peter Schälchli

Wo befindet sich für Sie die Grenze zwischen Kunst und Architektur?
Kunst und Architektur ergänzen sich, ihre Grenzen sind fliessend. Der Architekt gestaltet einen Raum, ich fülle ihn mit Kunst, damit er anfängt zu leben. Ich thematisiere den Raum in vielen meiner Arbeiten. Die Werkgruppe «Polissagen» von 1973 besteht aus Holzkastenrahmen und Acrylglasscheiben, die zu integralen Bestandteilen der Kompositionen werden. Gewisse Bereiche der Scheiben habe ich mit Schmirgelpapier waagrecht, senkrecht oder rund angeschliffen und opak gemacht. Die unbearbeiteten, transparent gebliebenen Zonen geben die Sicht frei auf die mit Acrylfarbe gezeichneten oder gemalten Kompositionen im Hintergrund. Je nach Lichteinfall und Blickrichtung erzeugen diese Bildobjekte veränderliche Eindrücke von ein und derselben Komposition.

Sie sprechen die Betrachtenden direkt an, wie in der ab 1980 entstandenen Arbeit «Rotation um einen Mittelpunkt» und der gleichnamigen, eigens für das Museum Haus Konstruktiv konzipierten Wandmalerei im dritten Stock. Spielen Sie gerne mit verblüffenden Wahrnehmungsmomenten und überraschenden Seherlebnissen?
Ja, mit dem Einsatz von Diagonalen wurden meine Arbeiten zunehmend dynamischer, was in diesem Werk besonders zum Ausdruck kommt. Das Bildinnere wird dort durch mehrere, in bestimmten Winkeln zueinander liegende Linien organisiert. Eine innere Dynamik entwickeln auch die ineinandergefügten Quadrate und die Scheibenbilder, die ebenfalls im dritten Stock zu sehen sind. Die Arbeiten dieser Werkgruppe bestehen jeweils aus einer einzelnen Acrylglasscheibe, auf deren Vorder- und Rückseite gekippte Rechtecke oder Quadrate einmal gleichmässig und dickflüssig, einmal leicht wolkig aufgemalt sind.

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